Erneuter Verdacht auf schwere Misshandlungen in einer JVA: Zwei jugendliche Häftlinge sollen in Herford einen Mitinsassen gequält haben.

Herford. Gut drei Jahre nach dem qualvollen Tod eines Häftlings in Siegburg gehen Staatsanwälte neuen Foltervorwürfen gegen junge Gefangene in Nordrhein-Westfalen nach. Zwei 16 und 17 Jahre alte Häftlinge der JVA Herford sollen einen Mitinsassen vergewaltigt, geschlagen und zum Selbstmordversuch gedrängt haben. „Diese Vorwürfe stehen im Raum“, sagte der Bielefelder Staatsanwalt Reinhard Baumgart und bestätigte damit einen Vorabbericht der „Bild“-Zeitung. Auch das „Westfalen-Blatt" berichtet über die Anschuldigungen.

Baumgart betonte zugleich: „Die Vorwürfe kann man noch nicht als gesichert ansehen.“ Das mutmaßliche Opfer sei zurzeit in der Türkei, die Beschuldigten schwiegen oder wiesen die Anschuldigungen zurück. Ein unbeteiligter Mitinsasse habe in einem Gerichtsverfahren dieses Geschehen berichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittele seither.

Der Überfall soll im Sommer 2009 im Jugendknast passiert sein. Laut „Bild“ berichtete in einem Strafprozess ein Zeuge, dass ein Mithäftling sich ihm anvertraut habe. Danach soll der 17-Jährige von den zwei Mitgefangenen auf ihre Zelle eingeladen worden sein. Dort sei das Opfer als Nazi beschimpft, mit einem Besenstiel geschlagen, zum Oralsex gezwungen und mit einer Gardine gedrosselt worden. Zudem sei dem Opfer ein Stuhlbein in den Po gesteckt und der Penis mit einem Gürtel abgedrückt worden. Zuletzt sollen die Männer ihr Opfer aufgefordert haben, sich mit einer Gardine umzubringen: „Häng dich weg!“ Aus Angst habe das Opfer keine Anzeige erstattet. Vor anderen Gefangenen sollen die Beschuldigten mit der Tat geprahlt haben. Das vermeintliche Opfer bestätige die Aussage, meldet die „Bild“.

Die Vorwürfe erinnern an ein grausiges Geschehen in der JVA Siegburg im November 2006. Zwei damals 17 und 20 Jahre alte Gefangene hatten dort einen 20-jährigen Mithäftling über viele Stunden in der gemeinsamen Zelle misshandelt, vergewaltigt und schließlich - um einen Selbstmord vorzutäuschen - an einer Toilettentür erhängt.