Der Scientology-Film “Bis nichts mehr bleibt“ hat ein großes Medien-Echo ausgelöst. Bayerns Innenminister will die Organisation verbieten.

Berlin/München. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) befürwortet ein Verbot von Scientology in Deutschland. „Scientology ist eine menschenverachtende Organisation, die verfassungsfeindliche Zielsetzungen verfolgt“, sagte der Politiker dem Internet-Portal „Bild Online“.

Bisher gebe es für ein Verbot auf Bundesebene allerdings keine Mehrheit. Auch der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) räumt einem solchen Vorhaben wenig Chancen ein.

Laut Herrmann zielt die Lehre der Scientologen auf ein totalitäres Herrschaftssystem, in dem eine Gleichberechtigung der Menschen nicht vorgesehen sei. „Dabei sollen die Besseren, Klügeren und Stärkeren über die Schwächeren herrschen.“

Der Sprecher von Scientology Deutschland, Jürg Stettler, kritisierte die öffentliche Diskussion über seine Organisation in der Sendung „Hart aber fair“ als einseitig. Es werde eine Kampagne mit Falschinformationen geführt.

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) hält jedoch zumindest eine Beobachtung der Scientology-Organisation durch den Verfassungsschutz für weiterhin geboten.

Scientology sei eine gewinnorientierte Organisation, die das menschliche Bedürfnis nach Selbstkontrolle und Lebensorientierung durch ein geschicktes Kurssystem finanziell ausnutze, erklärten der stellvertretende Leiter der EZW, Matthias Pöhlmann, und EZW-Referent Michael Utsch: „Die scientologische Ideologie ist keine Religion. Die Selbstbezeichnung als 'Kirche' ist irreführend und hat eine strategische Absicht.“

Pöhlmann und Utsch forderten kritische Informationen „über den ideologischen Charakter von Scientology“ sowie Beratungsangebote für Menschen, die direkt oder indirekt betroffen sind. Der Umgang der Scientology-Organisation mit Kritikern und Aussteigern entspreche nicht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Gesellschaft.

Die ARD hatte mit dem Spielfilm über die Sekte Scientology am Mittwochabend einen Quotenerfolg gelandet.Nach Angaben der ARD sahen 8,69 Millionen Zuschauer das Drama „Bis nichts mehr bleibt“. Der Marktanteil liegt damit bei 27,1 Prozent.

Das Publikum fand den unter strengster Geheimhaltung gedrehten Fernsehfilm wohl ebenso spannend wie einen „Tatort“, der laut ARD im ersten Quartal 2010 von durchschnittlich 8,62 Millionen eingeschaltet wurde. Auch die anschließende Diskussionssendung „hart aber fair“, die sich mit dem Thema „Sekten, Gurus und Gehirnwäsche“ befasste, kam auf 7,5 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 28 Prozent.

„Bis nichts mehr bleibt“ erzählt die Geschichte eines jungen Paares (Felix Klare und Silke Bodenbender), das sich auf fragwürdige Versprechen und Praktiken der Scientologen eingelassen hat. Auf der Basis realer Erlebnisse von Scientology-Aussteigern zeichnet der Film den Leidensweg nach.

Scientology wird seit 1997 vom Verfassungsschutz beobachtet. Kritiker werfen der Organisation unter anderem vor, durch teure Psychokurse ihre Mitglieder in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen