Ein 51-jähriger Psychotherapeut aus Berlin steht vor Gericht, weil bei einer Gruppensitzung zwei Männer an einer Überdosis Drogen starben.

Berlin. Ein halbes Jahr nach einer tödlichen Drogen-Therapie in Berlin hat sich der angeklagte Arzt zu „großer Schuld und Trauer“ bekannt. Gleichzeitig wies der 51-jährige Psychotherapeut zum Prozessauftakt am Landgericht den Vorwurf des versuchten Mordes zurück. Er sei sich sicher gewesen, dass die von ihm angebotene Menge Ecstasy völlig ungefährlich gewesen sei, sagte er am Donnerstag unter Tränen.

Bei der sogenannten psycholytischen Intensivsitzung mit zwölf Männern und Frauen am 19. September 2009 starben zwei Männer an einer Überdosis der Droge. Mehrere Patienten mussten mit Vergiftungen ins Krankenhaus. Die Anklage wirft dem Arzt Körperverletzung mit Todesfolge und versuchten Mord vor. Der Angeklagte wollte eine vorbereitete Erklärung vortragen, verlor aber die Fassung. Sein Verteidiger Ferdinand von Schirach übernahm für ihn das Vorlesen. Erst nach seiner Festnahme seien ihm Bedenken gekommen, dass er wegen einer kaputten Waage eine Überdosis verabreicht haben könnte, beteuerte der Therapeut in der Erklärung. Er habe die Patienten über die Wirkung der Droge aufgeklärt und niemanden gezwungen, sie zu nehmen. Den Gesundheitszustand aller Patienten habe er als unbedenklich eingestuft.

Der Therapeut bestritt, einen 28-jährigen Patienten vor der Rettungsärztin versteckt zu haben, um die gefährlichen Drogen zu vertuschen. „Das ist absurd, ich wollte helfen und nicht schaden“, wehrte er sich gegen den Vorwurf des versuchten Mordes. Der Mann starb in einem Krankenhaus. Ein 59-jähriger Patient starb noch in den Räumen der Praxis. Den Vorwurf des versuchten Mordes stützt die Staatsanwaltschaft darauf, dass der Arzt den lebensbedrohlichen Zustand des 28-Jährigen erkannt, jedoch notärztliche Hilfe verhindert habe, um die illegale Drogentherapie geheim zu halten. Der Patient soll aus der Praxis in die Privaträume des Arztes gebracht worden sein. Verteidiger von Schirach verwies auf die Selbstverantwortung von Patienten. Ärzte seien heutzutage nicht mehr die Halbgötter in Weiß, man könne die Verantwortung nicht auf sie abladen. Die Patienten hätten genau gewusst, was ihnen gegeben worden sei, sagte er am Rande des Prozesses. Das Geschehen sei eher ein Unfall. Der Angeklagte sei kein Verbrecher. Das Geschehen vom 19. September sei auch eine persönliche Katastrophe.