Mit den Drogen hatte der Artz das Bewusstsein seiner Patienten erweitern wollen. Am Ende waren zwei Patienten tot - eine ringt noch mit dem Tod.

Berlin. Am Ende geriet alle offenbar außer Kontrolle. Bei einer gemeinsamen Therapie-Sitzung verabreichte an Berliner Arzt am Sonnabend seinen zwölf Patienten einen Drogencocktail. Bis Sonntag sind daran zwei Menschen gestorben und ein weiterer kämpft noch um sein Überleben. Die Polizei geht nach Angaben der Staatsanwaltschaft allerdings nicht davon aus, dass der Mediziner vorsätzlich töten wollte. Diesr räumte allerdings ein, dass er den Teilnehmern der Therapiesitzung die Drogen verabreicht zu haben. Mit den Substanzen habe er eine Art Erweiterung des Bewusstseins erreicht wollen.

Welche Stoffe bei der Sitzung in der Praxis im nördlichen Berliner Stadtteil Hermsdorf im Spiel waren, war bis Sonntagnachmittag unklar. Es könne einige Tage dauern, bis Ergebnisse der Analyse vorliegen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach bisherigen Informationen erhielten die Männer und Frauen verschiedene Drogen und andere Substanzen in unterschiedlicher Mischung und Menge. Nach Medienberichten waren Amphetamine und Psycho-Drogen wie LSD im Spiel. Unklar ist, wie die Drogen verabreicht wurden, ob als Spritze, Tablette oder in anderer Form.

Ein 59-jähriger Mann starb am Sonnabendnachmittag, ein 28-jähriger Mann erlag am Abend desselben Tages im Krankenhaus der Vergiftung. Neun Teilnehmern der Gruppentherapie ging es hingegen relativ gut. Sie sollten als Zeugen befragt werden. Am Sonnabendvormittag hatte ein Teilnehmer während der Sitzung die Feuerwehr verständigt. Einige Männer und Frauen, die unter Drogen standen, wollten sich zunächst nicht vom Notarzt untersuchen lassen. Die Polizei griff ein und beruhigte die Lage soweit, dass Ärzte und Sanitäter arbeiten konnten. Abends übernahm die Mordkommission den Fall.

Der Mediziner betreibt als „Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapeut“ eine Praxis. Er bietet auch „psycholytische Therapie“ an. Das steht auf dem Schild an seiner Praxis. Bei dieser Art von Therapie werden psychoaktive Substanzen verwendet. Dazu zählen auch Rauschgifte wie LSD oder bestimmte Pilze. Am Sonntagmorgen waren die Absperrungen der Polizei wieder entfernt, das Haus war aber noch versiegelt. Die Familie des Arztes war nicht mehr da. Auf dem Anrufbeantworter war nur die Stimme des Arztes zu hören: „Ich bin im Moment telefonisch nicht zu erreichen. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an den ärztlichen Notdienst.“

Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung warnte vor Heilmethoden, die von den Krankenkassen nicht offiziell anerkannt seien. In Deutschland gebe es rund 250 Psychotherapie-Verfahren, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Hans-Jochen Weidhaas am Sonntag der dpa. „Aber in der vertragsärztlichen Versorgung zugelassen sind davon nur drei: nämlich die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse.“ Eine Psycholyse, wie sie der Hermsdorfer Arzt in seiner Praxis angeboten hatte, sei von den Kassen „explizit nicht zugelassen“.

Ein derartiger Einsatz von Drogen ist in Deutschland „eindeutig verboten“, sagte der Vizepräsident des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen, Laszlo Pota, am Sonntag in Hamburg. „Das fällt unter das Betäubungsmittelgesetz.“ Was den Arzt dazu getrieben habe, die Substanzen zu verabreichen, könnte er nicht nachvollziehen, sagte der Hamburger Diplom-Psychologe und psychologische Psychotherapeut. Nach seiner Ansicht droht dem Berliner Mediziner der Entzug der Zulassung.