Der Frühling ist noch fern. Laut Deutschem Wetterdienst bleibt es in den nächsten Tagen weiterhin kalt, glatt und schneereich.

Hamburg. Klirrende Kälte, Schnee und Glätte beherrschen weiter große Teile Europas. Die Ostsee friert vor allem in ihrem nördlichen Teil zu. In Deutschland kam es erneut zu hunderten Unfällen. Der Verkehr war nach wie vor gestört. Streusalz wird knapp, manchen Regionen geht das Geld für die Räumdienste aus. Europaweit starben in den vergangenen Tagen mehrere Menschen in Eis und Schnee.

Für Dienstag erwarten die Meteorologen ein neues Winterchaos. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen warnte der Wetterdienst meteomedia wegen drohender Schneeverwehungen vor Unwetter im Sauer- und das Siegerland.

Auf der deutschen Ostsee-Insel Hiddensee, die seit Freitag von der Außenwelt abgeschnitten ist, wurden erste Lebensmittel knapp. Brot, Eier, Kartoffeln sowie frisches Obst und Gemüse seien ausverkauft, sagte der Leiter des Edeka-Ladens in Vitte, Horst Sachse. Konserven gebe es noch. Ein Spezialschiff soll laut Bürgermeister Manfred Gau neue Lebensmittel bringen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet in den nächsten Tagen zwar Tauwetter, zunächst kommt Dienstag aber Neuschnee. Bis zu 25 Zentimeter könne Tief „Miriam“ im Bergland bringen, hieß es. Die Bauernregel „Wenn es an Lichtmess (2. Februar) stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“ wird laut DWD in diesem Jahr eher nicht zutreffen. Am Montagmorgen lag ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke. Auch dort, wo der Schnee zwischendurch weggetaut war, war es wieder weiß. Nur die Nordseeinsel Helgoland meldete laut DWD null Zentimeter Schnee.

Der Odenwaldkreis in Hessen stellte am Montag für mindestens zwei Tage seinen Busverkehr mit 42 Linien ein, wie ein Sprecher sagte. Die Busse seien nicht mehr die Straßen hochgekommen. Ein Bus mit Schülern sei in den Graben gefahren. Niemand wurde jedoch verletzt.

In der nördlichen Ostsee sind nach Angaben der zuständigen Behörden in Finnland und Schweden sämtliche Spezialschiffe aus beiden Ländern im Einsatz, um Fahrrinnen freizubrechen. Trotz angespannter Lage und Aussicht auf Frost auch in den nächsten Wochen bezeichneten Experten die Eisentwicklung als normal.

Die Schifffahrt in Norddeutschland lief trotz des Extremwetters nahezu störungsfrei. In Deutschlands größtem Seehafen in Hamburg hielten Eisbrecher die bis zu 30 Zentimeter dicken Schollen in Bewegung. Auf der Nord- und Ostsee an den deutschen Küsten sowie auf dem Nord-Ostsee-Kanal waren laut Wasser- und Schifffahrtsämtern (WSA) bislang keine Eisbrecher nötig. Die Oder ist indes auf mehr als 260 Kilometern Länge zugefroren. Erste Eisbrecher begannen mit ihrem Aufbruch im Raum Stettin (Szczecin), nahe der Mündung.

Schnee und überfrierende Nässe führten vor allem im Norden und Nordosten zu vielen Autounfällen. Viele Straßen waren schlecht gestreut. In Mecklenburg-Vorpommern dürfte der Dauereinsatz der Räumdienste nach Einschätzung des Städte- und Gemeindetages noch große Geldsorgen bringen. „Kein Mensch hat nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit so viel Schnee rechnen können und Mittel dafür eingeplant. Es wird wohl dazu kommen, dass Kommunen flächendeckend Nachtragshaushalte beschließen müssen“, sagte Arp Fittschen vom Kommunalverband in Schwerin der dpa. Im Nordosten wurden vorsichtshalber Dächer - etwa von Schulen oder Einkaufszentren - vom Schnee befreit, um zu verhindern, dass sie unter der Last einstürzen.

Um ihre letzten Salzreserven zu schonen, streckt Hamburgs Stadtreinigung jetzt ihr Streusalz mit Sand. Salznachschub sei erst für die kommende Woche zu erwarten. Zwei Schiffe seien auf dem Weg. In Nordrhein-Westfalen wird das Streusalz für die Autobahnen knapp. Bald könnten nur noch Gefahrenstellen wie Gefälle gestreut werden, kündigte eine Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW an.

Tödliche Unfälle im Schnee wurden zum Teil erst mit Verspätung bekannt. In Tschechien starb bereits am Sonntag ein 36 Jahre alter Deutscher in einem Krankenhaus, nachdem er zuvor fast erfroren am Rande eines Wanderwegs gefunden worden war. In Schleswig-Holstein fand ein Mann seine 65-jährige Mutter tot in einem zugefrorenen Graben. In Bayern starb bereits am Sonntag ein Zehnjähriger, nachdem ihn ein Verwandter am Samstag mit dem Traktor auf einem Strohsack durch den Schnee im oberpfälzischen Berg gezogen hatte. Der Sack war in einer Kurve gegen einen Pfosten geprallt.

Am Sonntag gab es auch vier Todesfälle in den französischen Bergen, davon zwei in den Pyrenäen. Ein Snowboarder brach abseits der Piste ein, ein Skifahrer wurde von einer Lawine mitgerissen. In den Alpen im Montblanc-Massiv stürzte ein Schneewanderer zehn Meter tödlich in die Tiefe. Eine Skifahrerin wurde in Megève von einem anderen Skifahrer umgefahren.

In den deutschen Alpen wuchs derweil die Lawinengefahr. Nach Angaben des Lawinenwarndienstes Bayern vom Montag liegen die Gefahrenstellen vor allem an Steilhängen und verwehten Rinnen.

Währenddessen boten zugefrorene Gewässer weiter Freizeitspaß. Auf den schmalen und flachen Kanälen im Spreewald bei Berlin - Fließe genannt - liefen Jung und Alt Schlittschuhe. Wirte hatten am Ufer Imbissstände und Gulaschkanonen aufgebaut.