Regierungschef Wladimir Putin versprach bei einem überraschenden Besuch am Unglücksort den Hinterbliebenen schnelle Hilfe.

Moskau. Fünf Tage nach der Brandkatastrophe in einem Nachtklub der russischen Stadt Perm ist die Zahl der Toten auf 121 gestiegen. Zwei Schwerletzte seien in der Nacht zum Mittwoch in Krankenhäusern des Landes gestorben, teilten die Rettungskräfte nach Angaben der Agentur Interfax mit. Noch immer würden 112 Menschen mit Brandwunden in Kliniken behandelt, hieß es. Viele der Verletzten werden künstlich beatmet und schweben in Lebensgefahr. In der Nacht zum Sonnabend war in einem Lokal in Perm nach einer Feuershow ein Brand ausgebrochen. Bei der panischen Flucht durch den einzigen Ausgang waren viele Gäste zu Tode getrampelt worden oder qualvoll erstickt.

Präsident Dmitri Medwedew nannte die Betreiber des Nachtklubs am Dienstag „verantwortungslose Schurken“. Alle Straftäter müssten zur Verantwortung gezogen werden, auch Offizielle und die Verantwortlichen der Kontrollorgane. „Schlamperei ist eine nationale Gefahr“, sagte Medwedew bei einem Treffen mit Generalstaatsanwalt Juri Tschaika. „Der Fall von Perm hat das Maß voll gemacht. Es kann nicht weiter sein, dass die Aufsichtsorgane auf die Anordnungen spucken.“

Regierungschef Wladimir Putin versprach bei einem überraschenden Besuch am Unglücksort den Hinterbliebenen Hilfe. Zivilschutzminister Sergej Schoigu entließ sieben Mitglieder der Aufsichtsbehörde in Perm. Auch der Chef der Bezirksverwaltung musste gehen. Moskauer Medien forderten am Dienstag erneut Konsequenzen aus der Tragödie. Eine lückenlose Untersuchung des Infernos sei auch ein Test für die Behörden und die Gesellschaft in Russland, sagte der Publizist Dmitri Babitsch.

Den Besitzern des Nachtklubs warf Putin erneut grobe Fahrlässigkeit vor. Die Unternehmer hätten „gegen alles verstoßen, wogegen man nur verstoßen konnte“, sagte der Ex-Kremlchef. Er könne nicht verstehen, wie in einem geschlossenen Raum ein Feuerwerk gezündet werden konnte. Einem Bericht der Zeitung „Nowyje Iswestija“ zufolge waren allein im Dezember 2008 acht schwere Verstöße gegen Brandschutzbestimmungen in dem Lokal nicht bestraft worden.

Generalstaatsanwalt Tschaika erhob ebenfalls schwere Vorwürfe gegen die Betreiber. Das Lokal sei nur für eine kleinere Zahl von Menschen konzipiert worden und nicht für mehrere hundert. Zudem seien Fenster fast völlig zugemauert worden und das brennende Plastik habe hochgiftige Dämpfe freigesetzt.

In dem Nachtklub „Lahmendes Pferd“ in Perm hatten etwa 250 Menschen gefeiert, als Funken eines Feuerwerks die mit Reisig und Plastik behangene Decke entzündeten. Die meisten Opfer wurden zu Tode getrampelt oder erstickten. Mehr als 100 meist junge Menschen wurden verletzt.

Putin kündigte Änderungen des Strafgesetzes an, Geschäftsleute sollten künftig stärker haften. „Wir müssen die Gesetzgebung verbessern.“ Den Familien der Getöteten sagte er je 500 000 Rubel (11 000 Euro) Soforthilfe sowie den Verletzten je 400 000 Rubel zu.

Am Dienstag sorgte der Brand eines Nachtklubs in der südrussischen Stadt Krasnodar für Aufregung. Verletzt wurde niemand. In Russland kommen bei Bränden immer wieder viele Menschen ums Leben, da oft elementare Sicherheitsregeln missachtet werden - nach Medienangaben sterben jedes Jahr mehr als 17 000 Menschen bei Bränden.