Die Ursache des schweren Unglücks in Radevormwald ist noch unklar. Unter den fünf Toten ist auch der Busfahrer.

Köln. Am Unfallort auf der Landstraße 414 in Radevormwald bei Wuppertal spielen sich dramatische Szenen ab. Verletzte sitzen an einer Bushaltestelle und warten auf Hilfe. Feuerwehrleute versuchen, weitere Unfallopfer zu bergen und die Böschung hinaufzuziehen. Taucher suchen in der Wupper nach weiteren Opfern. "Ich bin sofort hergekommen. Ich habe Angst, dass meine Cousine und mein Cousin in dem Bus sind", sagt eine Frau verzweifelt.



"Das ist eine gefährliche Straße, vor allem in der Kurve hier und wenn es nass ist", meint ein Mann, der in der Nähe wohnt. Der Radevormwalder Bürgermeister Josef Korsten spricht von einem "fürchterlichen Schock für die Stadt". Aber er sagt auch: "Ich fahre diese Strecke selbst fast jeden Tag und halte sie bei normalem Fahren für ungefährlich."



Bei dem schweren Busunglück kamen gestern fünf Menschen ums Leben. Sieben Insassen wurden verletzt, eine Frau schwer. Insgesamt befanden sich zwölf Fahrgäste in dem Linienbus, der an einem Abhang 20 Meter tief in die Wupper stürzte. Unter den Toten war auch der Fahrer (45). Der Unglücksbus der Linie 626 gehört einem Privatunternehmen, wurde aber als Linienbus auf der Strecke von Radevormwald nach Wuppertal eingesetzt.



Er war gegen 11.50 Uhr unterwegs nach Dahlhausen und stoppte etwa 400 Meter vor dem Unfall noch an einer Haltestelle. Nach dem Losfahren gewann das Fahrzeug dann aus bisher unbekannten Gründen auf der abschüssigen Strecke immer mehr an Geschwindigkeit. In einer Linkskurve kam es schließlich von der Fahrbahn ab, brach durch eine Leitplanke, stürzte etwa 20 Meter tief die Böschung hinunter in die Wupper. Dort blieb das stark beschädigte Fahrzeug teilweise im Wasser liegen. Außer dem Busfahrer aus Velbert starben bei dem Unglück ein Radevormwalder (38), ein Ehepaar aus Schwerte (70/71) und eine noch nicht identifizierte Frau.


Rund 120 Feuerwehrkräfte und 30 Polizeibeamte waren im Einsatz. Jetzt rätseln Experten über die Ursache. Haben die Bremsen versagt oder ist der Fahrer hinter dem Lenkrad bewusstlos geworden? Der Unglücksbus der Marke Setra Kässbohrer war fast neu und erst im vergangenen Jahr zugelassen worden. Das Unternehmen Klingenfuß, das seit 15 Jahren für den Busverkehr Rheinland im Einsatz ist, teilte mit, dass der Fahrer, ein vierfacher Familienvater, seit zehn Jahren für die Firma fuhr - unfallfrei.


Das Unglück weckt Erinnerungen an den 27. Mai 1971: Damals war Radevormwald Schauplatz einer der schwersten Zugkatastrophen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Beim Zusammenstoß eines mit Schülern besetzten Triebwagens mit einem Güterzug kamen 46 Menschen ums Leben.