Knapp zwei Wochen nach dem Einsturz des Gebäude waren erstmals Verstöße beim nahe gelegenen U-Bahn-Bau bestätigt worden. Einige Unternehmen haben sich nicht an Auflagen zum Umgang mit Grundwasser gehalten. Mit Bildern zum Einsturz.

Statt der genehmigten vier Brunnen sind in unmittelbarer Nähe des Archivs seit September vergangenen Jahres 15 Brunnen errichtet worden. Außerdem ist mehr Grundwasser abgepumpt worden als gestattet. Ob diese Verstöße für die Katastrophe tatsächlich verantwortlich sind, konnte noch nicht geklärt werden.

Der von der Stadt eingerichtete "Koordinierungsstab Unglücksstelle Waidmarkt" soll sich außer um ein neues Archivgebäude auch um die "lückenlose Aufklärung der Unglücksursache" und um die Betreuung der obdachlos gewordenen Anwohner kümmern. Er ersetze den inzwischen aufgelösten Krisenstab und sei direkt Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) zugeordnet, teilte die Stadt mit.

Kurz vor dem Einsturz des Stadtarchivs am 3. März war es zu einem überraschenden Wassereinbruch gekommen. Unter den Schuttbergen fanden die Helfer erst nach Tagen zwei tote Männer. Bauunternehmen und die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) hatten Verstöße gegen Auflagen beim U-Bahn-Bau bisher bestritten. Mit der Schuldfrage sind angesichts der Dimension der Katastrophe mögliche Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe verbunden. Das Stadtarchiv gehörte zu den bedeutendsten kommunalen Archiven in Deutschland.

Die Stadt teilte mit, sie habe von den Verstößen erst erfahren, als sie vergangene Woche die sogenannten Brunnentagebücher von den Bauunternehmen angefordert habe, in denen die geförderten Wassermengen protokolliert werden. "Überschreitungen der erlaubten Werte haben die Firmen in eigener Initiative der Unteren Wasserbehörde zur Prüfung vorzulegen, was jedoch nicht geschehen ist", hieß es.

Auch die Kölner Verkehrsbetriebe bestreiten bisher, Kenntnis über Fehler bei den Bauarbeiten vor dem Unglück gehabt zu haben. Für eine Klärung des Unfallhergangs fehlten Unterlagen der ausführenden Baufirmen. Die Bauarbeitsgemeinschaft für den U-Bahn-Bau sei eine Auskunft bislang schuldig geblieben, sagte KVB-Vorstand Walter Reinarz. Zwar gebe es erste Hinweise auf die Unfallursache, jedoch wolle man "Spekulationen" nicht nachgehen.

Derweil findet am Dienstag eine offizielle Trauerfeier der Stadt Köln zum Gedenken an die beiden Opfer statt. Bei der Gedenkfeier, die allen Bürgern offensteht, spricht Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). Ein katholischer, ein evangelischer und ein muslimischer Geistlicher beten mit den Teilnehmern im Gürzenich-Saal. Beteiligt sind auch Musiker und ein Schulchor.