Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hat zugegeben, Tonbandmitschnitte von einer Sitzung des Koordinierungsstabs zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs angefertigt zu haben. Diese seien allerdings völlig offen erfolgt. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen Schramma wegen angeblich ungenehmigter Mitschnitte eingeleitet. Bilder zur Tragödie in Köln.

Köln. Gegen Schramma werde in diesem Zusammenhang wegen des Anfangsverdachts eines Verstoßes gegen den Paragrafen 201 des Strafgesetzbuches ermittelt, in dem die "Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes" unter Strafe gestellt wird.

Bei Amtsträgern kann ein Verstoß gegen die Vorschrift mit bis zu fünf Jahren Haft oder mit Geldstrafe geahndet werden. Presseberichten zufolge soll Schramma bei zwei Sitzungen des Koordinierungsstabes "Unglücksstelle Waidmarkt" die Teilnehmer erst im Nachheinein um Zustimmung für die Mitschnitte gebeten haben. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Donnerstag berichtete, soll der Oberbürgermeister gesagt haben, er habe die offenkundige Tonbandaufzeichnung für ein übliches Verfahren gehalten, das von allen gebilligt würde. Laut "Rheinische Post" verwahrten sich die bei den Sitzungen anwesenden Dezernenten schriftlich gegen das Vorgehen Schrammas.

Im Stadtrat bezeichnete er sich als das Opfer einer "Hetzjagd". Dagegen entschuldigten sich Baudezernent Bernd Streitberger (CDU) und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) für mögliche Versäumnisse bei der Weitergabe von Informationen zum Einsturz. "Herr Oberbürgermeister, ich bedaure, dass Sie sich in dieser Angelegenheit von mir hintergangen fühlen, das war nicht meine Absicht",versicherte Streitberger.

Beim Einsturz des Stadtarchivs und zweier Nachbarhäuser in eine davor liegende U-Bahn-Baustelle waren am 3. März zwei junge Männer ums Leben gekommen. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt wegens des Unglücks weiterhin gegen Unbekannt. Die Ermittlungen erstrecken sich auf die Vorwürfe der fahrlässiger Tötung und Körperverletzung sowie der Baugefährdung.

Der Einsturz, bei dem zwei Menschen getötet worden waren, wurde möglicherweise durch Grundwasser-Probleme beim U-Bahn-Bau ausgelöst. Streitberger und dem KVB-Vorstand wird vorgeworfen, Informationen über frühere Grundwasser-Probleme im September nicht an Schramma weitergegeben zu haben. KVB-Vorstandsmitglied Jürgen Fenske sagte dazu im Rat: "Persönlich habe ich nur die Erklärung, dass mir dieser wichtige Punkt zwar nicht in der Sache - denn die Recherche war unverzüglich veranlasst -, aber in der Information durchgerutscht ist. Dafür kann ich mich nur entschuldigen und es mir nur erklären durch die enorme Anspannung."