Er gilt als einer der größten Popmusiker aller Zeiten. Zuletzt war er nur noch eine tragische Figur. Bilder des King of Pop.

London/Hamburg. Er will noch einmal auf den Thron: Als Michael Jackson (50), ehemaliger "King of Pop", gestern Abend hinter dem roten Vorhang in der Londoner O2-Arena zum Vorschein kommt und die Finger zum Victory-Zeichen in die Luft streckt, kennen die Fans kein Halten mehr. Ein Kreischen aus Tausenden Kehlen und "Michael"-Sprechchöre branden auf und lassen den verunsicherten Megastar erst gar nicht zu Wort kommen. Ein wenig ziellos geht "Jacko" ein paar Schritte auf und ab, findet dann den Weg ans Rednerpult. Er kommt zurück, für ein letztes Mal. "Das ist der letzte Aufruf, bevor der Vorhang fällt", sagt er mit einer halbwegs festen Stimme. "Ich werde nur die Songs aufführen, die meine Fans hören wollen", sagte der ganz in Schwarz gekleidete Jackson. "Ich liebe euch alle", war der dritte und zugleich letzte vollständige Satz, den der Sänger über die rot geschminkten Lippen brachte und dann noch ein paar Mal wiederholte. Abgang Michael Jackson. Die Organisatoren des Auftritts versorgten die Fans dann mit den Details: Zehn Konzerte wird Jackson ab 8. Juli in der 20 000 Zuschauer fassenden Arena geben, die Tickets sollen 56, 73 und 84 Euro kosten.

Was steckt hinter den Comeback-Plänen? Michael Jackson hat Schulden. Angeblich steht er mit 100 Millionen Dollar in der Kreide. Mit CD-Verkäufen kann er die Schulden nicht tilgen, zumal sein letztes Studioalbum vor acht Jahren erschienen ist. Geld verdienen die Superstars der Popmusik heute vor allem mit Live-Konzerten. Insofern scheint es logisch, dass auch "Jacko" ein Comeback über eine Konzertserie versucht. Allerdings ist er seit acht Jahren nicht mehr aufgetreten. Wenn Michael Jackson in der Londoner O2-Arena tatsächlich auf die Bühne zurückkehrt, werden die Fans von ihm eine spektakuläre Show erwarten - wie zum Beispiel die von Madonna (50). Als Vorbild für so eine Serie gilt Prince (50). Der US-Star verkaufte die O2-Arena im Sommer 2008 gleich 22-mal aus. Aber er war immer kreativ. Jackson dagegen machte zuletzt nur durch Kindesmissbrauchsprozesse Schlagzeilen. Ende 2007 klagte er im US-Magazin "Ebony" das heutige Musikgeschäft als "nicht experimentell und kreativ genug" an. Den Beweis, dass er selber noch über eine besondere Kreativität verfügt, blieb er jedoch schuldig.

Mit "Thriller" produzierte Jackson das meistverkaufte Album der Pop-Geschichte. Heute ist er Lichtjahre von seinem legendären Moonwalk entfernt und riskiert, seinen Mythos vollends zu zerstören. Immerhin: Einen Gesundheitstest, den die Versicherungen einforderten, soll "Jacko" total bestanden haben.