750 Häuser zerstört. 30 000 Helfer kämpfen gegen die Flammenwalze. “Es ist furchtbar“, sagt John Brumby, Ministerpräsident des Bundesstaates Victoria. “Da draußen tobt die Hölle auf Erden.“ Viele Menschen sind gestorben, weil sie versucht haben, ihren Besitz zu beschützen. Bei 46 Grad Hitze erlebt Australien das schlimmste Flammen-Inferno seiner Geschichte. Bilder von der Hitzewelle in Australien.

Sydney. Bis heute morgen kamen mindestens 131 Menschen ums Leben. Das berichtete der Fernsehsender ABC am Montag. Die Behörden befürchten, dass es insgesamt mindestens 230 Tote gibt. In den Katastrophengebieten spielen sich dramatische Szenen ab. Ein Arzt vom Alfred Hospital in Melbourne berichtete, die Straßen seien gesäumt von Autos, die in Panik verlassen wurden. In den Wracks wurden "viele verkohlte Leichen" entdeckt.

Die rund 400, zum Teil absichtlich gelegten Brände zerstörten bisher 750 Häuser und 3000 Quadratkilometer Land; das ist eine Fläche größer als das Saarland. 30 000 freiwillige Helfer und 37 Löschflugzeuge kämpften gegen das Feuer. Jetzt sollen die Streitkräfte eingreifen. Die Behörden vermuten, dass in vielen Fällen Brandstifter am Werk waren.

Mit 55 Toten waren die meisten Opfer in der Stadt Kinglake zu beklagen. Augenzeugin Marie Jones: "Ein verbrannter Mann kam auf mich zu, der noch seine kleine Tochter im Arm hielt. Seine Haut hing in Fetzen an seinem Körper herunter." Er habe sie angefleht: 'Ich habe meine Frau verloren, ich habe meine anderen Kinder verloren, ich brauche Sie, um meine Tochter zu retten.'" Sie seien dann gemeinsam in eine Klinik gefahren.

Doch die Krankenhäuser in Melbourne haben kaum noch Kapazitäten, um Verletzte mit Verbrennungen oder Rauchvergiftungen zu behandeln. Das Alfred Hospital, eine der größten Kliniken der Stadt, fürchtet, dass die Morphiumvorräte ausgehen.

In der alten Goldgräberstadt Marysville 130 Kilometer nördlich von Melbourne zerstörten die Flammen fast alle 1000 Häuser des Ortes. Pfarrer Ivor Jones fassungslos: "Nur ein Haus blieb verschont. Ich weiß nicht, warum Gott das zugelassen hat. Meine Heimat ist vernichtet worden." Kieran Walshe, Vize-Polizeichef von Victoria: "Dies ist eine absolute Tragödie. Die Flammen loderten teilweise vier Stockwerke hoch." Nach Angaben des staatlichen Meteorologen Terry Ryan sind die Feuer so stark, dass sie ihr eigenes Wetter schaffen: "Wir nennen das einen Pyrokumulus." Dabei reißt die heiße Luft Asche mit nach oben. Die entstehenden dunklen Wolken erinnern an einen Gewittersturm.

Video: Verheerendes Flammeninferno in Australien

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In Melbourne wurden Temperaturen von 46 Grad gemessen. Der Wind trieb Rauch auch über Australiens größte Stadt Sydney. Bei den bisher schwersten Wald- und Buschbränden waren 1983 am "Aschermittwoch" mehr als 75 Menschen umgekommen. Am "Schwarzen Freitag" 1939 gab es rund 71 Tote.