Sieben Menschen starben bei dem Beben der Stärke 5,9 – darunter eine Deutsche. Zeltlager dienen als Zufluchtsort. Regen hat die Region erreicht.

Rom/Ferrara/Modena. Nach dem schweren Erdbeben in Nordostitalien fürchten sich die Bewohner der Region vor Nachbeben: Viele verbrachten die Nacht in Zelten, in ihren Autos oder Turnhallen. Die Behörden bemühten sich unterdessen, den entstandenen Schaden an Wohnhäusern, Verwaltungsgebäuden, Schulen und Kirchen abzuschätzen.

„Leider gehen die Nachbeben weiter, und das macht den Menschen Sorgen“, sagte der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani, dem Fernsehsender Sky TG24. „Damit müssen wir umgehen, weil es auch einen psychologischen Aspekt gibt. Als Folge beschleunigen wir die Überprüfungen der Gebäude.“ Der italienische Ministerpräsident Mario Monti brach seine Gespräche auf dem Nato-Gipfel in Chicago vorzeitig ab und kehrte nach Italien zurück.

Nachbeben erschüttern Italien – Gefängnis evakuiert

In der betroffenen Region nördlich von Bologna regnete es am Montag. Mitarbeiter des Zivilschutzes errichteten auf Fußballplätzen Zeltlager zur Unterbringung von etwa 3.000 Menschen, die nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten oder wollten. „Ich habe wirklich Angst“, sagte Donatella Gadda, als sie am Montagmorgen in ihre Wohnung ging, um Decken zu holen. Der Zivilschutz hat ihr Wohnhaus für sicher erklärt, trotzdem übernachtete sie in ihrem Auto. „Ich wohne im zweiten Stock. Man muss die Treppe hinuntergehen, um herauszukommen.“

Deutsche unter den Opfern

Das schwerste Erdbeben in dem Gebiet seit mehreren hundert Jahren kostete am Sonntagmorgen sieben Menschen das Leben. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier Arbeiter, deren Fabriken bei dem Beben einstürzten, und drei weitere Menschen, die offenbar an Herzinfarkten starben. Unter ihnen war auch eine deutsche Frau, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin erklärte.

Fast zwölf Stunden nach dem Erdstoß erschütterte ein Nachbeben der Stärke 5,1 die Ortschaft Sant'Agostino di Ferrara. Teile einer Wand des Rathauses stürzten ein. In Finale Emilia stürzte der Uhrenturm fast vollständig ein. Ein Feuerwehrmann wurde verletzt.

Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti erklärte, bei dem Erdbeben seien auch rund 200.000 Käselaibe zerstört worden. Der Verband sprach von einem Schaden in Höhe von 50 Millionen Euro für die Hersteller. (dpa)