Das schillerndste Duo des diesjährigen Song Contests hat's geschafft: Die irischen Jedward-Zwillinge stehen mit ihrem Song “Lipstick“ im Finale.

Düsseldorf. Jetzt steht fest, gegen wen sich Lena behaupten muss. Beim Eurovision Song Contest haben sich am Donnerstagabend weitere zehn Nationen fürs Finale qualifiziert. Dem deutschen "Fräuleinwunder“ steht an diesem Samstag ein harter Wettbewerb bevor: Die seit Tagen hochgehandelten Kandidaten aus Irland, Dänemark, Estland und Schweden gingen ebenso durch die Ziellinie wie die österreichische Vertreterin Nadine Beiler.

Mit der 20-Jährigen und deren Song "The Secret Is Love“ steht die Alpenrepublik erstmals seit dem Jahr 2004 wieder in der Grand-Prix-Endausscheidung. Eine böse Überraschung gab es hingegen für Israel. Die "Diva“ von 1998, die Transsexuelle Dana International, flog raus.

Lena konnte die Show ganz entspannt unter den bis zu 18 000 Zuschauern in der Düsseldorfer Arena verfolgen. Als Kandidatin des großen ESC-Finanzierers Deutschland ist sie mit ihrer Elektropop-Nummer "Taken By A Stranger“ automatisch fürs Finale gesetzt. Das gilt auch für die Vertreter von Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien.

Durchatmen durften am Donnerstagabend auch die Techniker der ARD. Gab es noch beim ersten Halbfinale am Dienstag eine peinliche Panne, so ging nun alles glatt. Beim ersten Semifinale waren die Kommentatoren in Deutschland rund 20 Minuten nur über eine knarzende Telefonleitung zu hören. Auch in anderen Ländern gab es Probleme.

Die zweite Halbfinalshow glich einem Gipfeltreffen von Lenas gefährlichsten Konkurrenten. Dazu gehören vor allem die irischen Jedward-Zwillinge aus Irland – Markenzeichen: ihre steil in die Höhe frisierten blonden Haare. John and Edward Grimes, wie die beiden eigentlich heißen, verdienten sich mit ihrer Bühnenshow "im Turnen eine Eins bis Zwei“, wie der langjährige Grand-Prix-Kommentator Peter Urban meinte.

Ob sich die wild hin- und herhüpfenden Zwillinge in ihrer rot glitzernden Fantasie-Uniform auch im Finale behaupten können, ist allerdings fraglich. Den Nicht-ESC-Kennern unter den Fernsehzuschauern ist das schrillste Duo des diesjährigen ESC vielleicht doch zu abgedreht.

Erfolg mit aufwendigen Shows hatten auch andere: Die ukrainische Kandidatin Mika Newton holte sich Hilfe von einer Sandmalerin, deren Werke auf der 60 mal 18 Meter große LED-Lichtwand im Hintergrund gezeigt wurden. Die Kandidaten aus Moldau setzten bei ihrer Ska-Polka-Punk-Nummer auf Spitzmützen, die beinahe aussehen wie Baustellenhütchen. Und der schwedische Sänger Eric Saade ließ die Scheibe eines Glaskastens zerspringen.

Ausgeschieden ist unter anderem Weißrussland mit dem Song "I Love Belarus“. Das Lied sei vielleicht „von oben verordnet“, mutmaßte Kommentator Peter Urban mit Blick auf den autoritären Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko.

Kein Wiedersehen wird es mit Dana International geben. Vor 13 Jahren hatte die Künstlerin unter anderem über Deutschlands Guildo Horn („Guildo hat Euch lieb“) triumphiert. Doch mit ihrem Song „Ding Dong“ schied sie diesmal im Halbfinale aus. Da half auch der schillernde Auftritt im wie aus Schilf gewobenen Abendkleid von Designer Jean-Paul Gaultier nichts.

Unter den Moderatoren überzeugte vor allem Anke Engelke wieder. "Ihr könnt auch per Postkarte abstimmen – das wird zwar keine Wirkung haben, aber wir lieben Postkarten“, scherzte sie mit dem internationalen Fernsehpublikum. Stefan Raab kam nicht wie sonst so oft im Sakko mit blauem Hemd – nein, diesmal durfte es zum dunklen Anzug sogar eine Krawatte sein. Und "Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers entschied sich für ein kanariengelbes Abendkleid. Stefan Raab, der sich in den letzten Tagen angesichts seines Auftritts auf großer Bühne betont cool gab, verzählte sich zwar mal kurz beim Countdown, machte seine Sache aber ansonsten ordentlich.