US-Präsident Barack Obama macht sich vor Ort ein Bild der Katastrophe. Der Ölteppich nimmt inzwischen immer gewaltigere Ausmaße an.

New Orleans. Angesichts der immer dramatischeren Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko hat sich US-Präsident Barack Obama am Sonntag vor Ort über die Bemühungen zur Eindämmung des Ölteppichs informiert. Er reiste von Washington nach New Orleans und anschließend weiter nach Venice im Südosten von Louisiana. Der Ölteppich nimmt inzwischen immer gewaltigere Ausmaße an. Ein Ende ist nicht abzusehen, da knapp zwei Wochen nach dem Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ weiter ungehindert Öl aus dem Bohrloch ins Meer strömt.

Der Konzern BP hat das Ausmaß der Katastrophe nach eigenen Angaben völlig unterschätzt: Aus einer Risikoanalyse von BP für die Bohrinsel geht hervor, dass das Unternehmen die Möglichkeit eines Unglücks mit verheerenden Wirkungen heruntergespielt hat. In der 52 Seiten umfassenden Einschätzung heißt es, ein Unfall mit ernsten Umweltgefahren sei unwahrscheinlich oder nahezu unmöglich.

Was sich im Golf von Mexiko ereignet habe, sei beispiellos, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur AP. Der BP-Vorstandsvorsitzende Lamar McKay erklärte am Sonntag, in rund einer Woche könnte eine Kuppel über dem Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe errichtet werden.

Alle Versuche, das austretende Öl irgendwie aufzuhalten, damit es nicht die Küste erreicht, blieben bis zum Sonntag weiter erfolglos. Sorgen bereitete Experten vor allem die Tatsache, dass sich die Größe des Ölteppichs innerhalb eines Tages fast verdreifachte. Außerdem wurde befürchtet, dass das Öl über den Golfstrom innerhalb kürzester Zeit bis zur Küste von Florida gespült werden könnte.

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, kritisierte BP, weil der Konzern nach seinen Angaben noch immer kein Konzept für den Schutz der Küste vorgelegt hat. Entsprechende Pläne habe er bereits vor mehr als einer Woche angefordert, Jindal am Samstag. Der Ölteppich „bedroht buchstäblich unsere Lebensweise“, erklärte er.

Die Justizminister von Alabama, Florida, Mississippi, Louisiana und Texas wollten über die rechtlichen Optionen beraten, den Auswirkungen des Ölteppichs zu begegnen. Dazu zähle auch die Möglichkeit, BP und andere Firmen zu verklagen. BP betrieb die Ölbohrplattform, deren Havarie am 20. April die Katastrophe auslöste.

Das Öl breite sich weit schneller aus als bislang gedacht, erklärte Hans Graber von der Universität von Miami nach der Auswertung von Satellitenbildern. Hatte der Ölteppich am Donnerstag noch eine Größe von fast 3.000 Quadratkilometern, so waren es am Freitagabend rund 9.900 Quadratkilometer. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz. Nach Angaben der Küstenwacht treten täglich fast 800.000 Liter Öl ins Meer aus.