Der Sprinter konnte an seinem Geburtstag nicht den erhofften vierten Etappensieg feiern. André Greipel denkt lieber schon an Paris.

Pau. Seinen 30. Geburtstag wollte sich André Greipel auch von einem verpatzten Finale nicht komplett vermiesen lassen. "Heute Abend gibt es vielleicht noch einen Kuchen und ein paar Bierchen“, kündigte der Rostocker Radprofi am Montag an, nachdem er in Pau im lockeren Stil lediglich den Sprint des Verfolgerfeldes gewonnen hatte. Als Greipel nach 158,5 Kilometern über die Ziellinie der 15. Etappe rollte, stand der Tagessieger Pierrick Fédrigo längst fest. Statt des vierten Erfolges bei der Rundfahrt 2012 sprang für Greipel nur Rang sieben heraus – das Geschenk zum 30. Geburtstag fiel aus. "Die Tour ist kein Wunschkonzert“, meinte der Sprintspezialist.

Der Siegersekt gebührte dem Franzosen Fédrigo, der sich mit fünf Mitstreitern erfolgreich vom Hauptfeld gelöst hatte und mit überraschend großem Vorsprung im Ziel ankam. Der FDJ-Fahrer konnte zum bereits vierten Mal bei der Tour jubeln, auf den letzten Metern ließ er sich von Christian Vande Velde aus den USA nicht mehr übersprinten. Dritter wurde Fedrigos Landsmann Thomas Voeckler.

Dass sich Greipel auf dem Place de Verdun im Sprint des Feldes locker durchsetzte, dürfte ihn nur wenig trösten. Letztlich gab er dem Team Sky des souveränen Gesamtführenden Bradley Wiggins eine Mitschuld am Etappenverlauf. Die britische Truppe hatte sich neben Greipels Lotto-Team zu Beginn noch an der Nachführarbeit beteiligt. "Wir haben versucht, das Loch zu den Ausreißern zu schließen“, sagte Greipel. "Dann aber haben sie auf einmal aufgehört; ich weiß nicht warum.“ Die Sky-Mannschaft sparte augenscheinlich alle Kräfte im Team für die letzten Kletterpartien in dieser Woche – selbst Weltmeister Mark Cavendish musste Tempoarbeit verrichten.

Auf sich allein gestellt, war es für die belgische Equipe schlicht unmöglich, den immer größer werdenden Abstand zu den ersten Sechs zu verringern. Die jüngsten komplizierten Etappen der 99. Tour hatten Spuren hinterlassen. "Wir waren alle ein bisschen im Arsch“, meinte Marcel Sieberg in Pau. Der Frust hielt sich in Grenzen, "schließlich haben wir schon drei Etappen gewonnen“, sagte Sieberg.

Greipel hätte mit seinem vierten Erfolg bei dieser Rundfahrt bis auf einen Sieg an Dietrich Thurau heranrücken können, der 1977 fünf Tour-Etappen in einem Jahr gewonnen hatte und in dieser Statistik deutscher Rekordhalter ist. Am Freitag und vor allem beim Finale am Sonntag bleiben Greipel aber wohl noch zwei Teilstücke für einen Massenspurt. "Auf den Champs-Élysées wollen wir noch einmal einen Sprint fahren, wie er im Buche steht“, kündigte Greipel an.

Im Kampf um das Gelbe Trikot gab es keine Veränderungen. Wiggins führt weiter 2:05 Minuten vor seinem Teamkollegen Christopher Froome und 2:23 Minuten vor Liquigas-Kapitän Vincenzo Nibali aus Italien. Von einem leichten Spaziergang für Wiggins war am Montag aber nicht die Rede, der Spitzenreiter freute sich auf den zweiten Tour-Ruhetag am Dienstag, ehe die beiden schwersten Pyrenäen-Bergetappen anstehen.

Nach dem Sabotageakt mit Reißnägeln war die Empörung im Peloton beim Start in Samatan noch groß. Unbekannte hatten auf der Etappe am Sonntag Nägel auf der Strecke verstreut und mehr als 30 Platten verursacht. Robert Kiserlovski wurde gar in einen Unfall verwickelt und musste die Tour wegen eines Schlüsselbeinbruchs verlassen. Der Tour-Veranstalter ASO erstattete Anzeige gegen Unbekannt, die Staatsanwaltschaft von Foix leitete Ermittlungen ein.