Die zwölfte Tour-Etappe lag fest in britischer Hand. Während Bradley Wiggins sein Gelbes Trikot verteidigte, gewann der Schotte David Millar.

Annonay. Die Top-Favoriten um Bradley Wiggins haben auf der letzten und leichtesten Alpenetappe der Tour de France die Beine hochgelegt und den Außenseitern die große Bühne überlassen. Nutznießer war der Schotte David Millar, der am Freitag den Sprint einer Ausreißergruppe nach 226 km von Saint-Jean-de-Maurienne nach Annonay für sich entschied. Jean-Christophe Peraud verpasste als Zweitplatzierter knapp den dritten französischen Tagessieg in Folge.

Garmin-Profi Millar, Peraud (AG2R) sowie Robert Kiserlovski (Kroatien/Astana), Cyril Gautier (Frankreich/Europcar) und Egoi Martinez (Spanien/Euskaltel) hatten das Geschehen auf der zwölften Etappe bestimmt. Das Quintett hatte sich nach rund 100 km gefunden und ging mit einem großen Vorsprung in die Schlussphase. Dort taktierten die Ausreißer und hielten sich zunächst mit Angriffen zurück. Erst kurz vor dem Ziel setzten sich Millar und Peraud ab und machten den Sieger unter sich aus. Für den 35-jährigen Millar ist es der insgesamt vierte Tour-Etappensieg und der erste seit neun Jahren.

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Das Hauptfeld kam mit knapp acht Minuten Rückstand ins Ziel, im Sprint gerieten dabei der Slowake Peter Sagan (Liquigas-Cannondale) und Matthew Goss aus Australien (Orica-GreenEdge) aneinander, nachdem Goss den Träger des Grünen Trikots den Weg abgeschnitten hatte. Der Brite Wiggins (Sky) führt die Gesamtwertung weiter mit 2:05 Minuten vor seinem Teamkollegen und Landsmann Christopher Froome sowie dem Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale/2:23) an. Titelverteidiger Cadel Evans aus Australien (BMC Racing/3:19) ist Vierter.

Wie erwartet hatten zahlreiche Fahrer am Anstieg zum Col du Grand Cucheron attackiert, einem von zwei frühen Anstiegen der ersten Kategorie. Eine größere Gruppe setzte sich ab, wurde mit Ausnahme von fünf Profis aber nach der Abfahrt vom Col du Granier, dem zweiten schweren Berg an diesem Tag bei km 80, vom Peloton eingeholt. Die Top-Favoriten um Wiggins und Evans belauerten sich, machten an den letzten Alpen-Anstiegen jedoch keine ernsthaften Anstalten zu attackieren.

Das Flüchtlings-Quintett, in dem Martinez als 22. und mit über 25 Minuten Rückstand auf Wiggins der Bestplatzierte im Klassement war, wurde vom Feld fahren gelassen und hatte lange Zeit einen konstanten Vorsprung von rund zwölf Minuten. Auch die Teams der Top-Sprinter, die bis zum Ziel in Annonay durchaus einen Massensprint hätten erzwingen können, hielten sich zurück und sparten Körner für Samstag.

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Auf dem Weg nach Cap d’Agde werden dann die Sprinter um den zweifachen Etappensieger Andre Greipel (Rostock/Lotto) ihre Chance suchen. Über 217 km führt der meist flache Kurs von Saint-Paul-Trois-Chateaux an den Badeort am Mittelmeer.

Derweil wird die Frankreich-Rundfahrt ihrem Beinamen „Tour der Leiden“ mehr als gerecht. Nach der schweren Alpenetappe am Donnerstag mussten acht Fahrer das Rennen verlassen, darunter Prominenz wie Alessandro Petacchi (Italien/Lampre) und Robert Gesink (Niederlande/Rabobank). Am Freitagvormittag stürzte zudem der französische Routinier David Moncoutie (Cofidis) kurz nach Etappenstart und musste bei seiner letzten Tour aufgeben. Damit waren noch 165 von ursprünglich 198 Teilnehmern im Rennen. Im Vorjahr hatten 167 Fahrer das Ziel in Paris erreicht.

(sid)