Das erste Olympia-Gold durch Rodler Felix Loch soll Schubkraft geben, um das 30-Medaillen-Ziel bei den Winterspielen in Sotschi zu erreichen. Eisschnellläuferin Claudia Pechstein glitt als Vierte an einer Medaille vorbei. Chef de Mission Vesper: „Keine Selbstläufer.“

Sotschi. Der Olympia-Triumph von Rodler Felix Loch hat einen Fehlstart der deutschen Asse bei den Winterspielen in Sotschi verhindert. „Die Goldmedaille gibt Hoffnung, auch wenn sie erwartet war“, freute sich Chef de Mission Michael Vesper am Sonntag. Zuvor hatte Eisschnellläuferin Claudia Pechstein Bronze knapp verpasst. Langläufer und Biathleten konnten beim Olympia-Start noch nicht in die Erfolgsspur finden. Auch die Skispringer gingen auf der Normalschanze leer aus. „Überwältigend. Das ist die Krönung einer perfekten Saison“, jubelte dagegen Loch.

„Man konnte schon am ersten Wochenende sehen, wie stark die Konkurrenz ist“, urteilte Vesper, der 30 Medaillen als Ziel für das deutsche Team definiert hatte. „Es gibt keine Selbstläufer, jede Medaille muss hart erkämpft werden.“

Trotz einer bravourösen kämpferischen Leistung reichte es für Pechstein vorerst nicht zur zehnten Olympia-Medaille. Der 41-Jährigen fehlten als Vierte ganze 1,79 Sekunden in dem von der Niederländerin Ireen Wüst gewonnen Rennen. „So ist Olympia. Das ist bitter, aber ich hatte von vornherein gesagt, Platz eins bis sechs ist möglich. Schade“, sagte Pechstein, die völlig ausgepumpt über die Ziellinie fuhr. Anerkennung zollte Vesper der fünfmaligen Olympiasiegerin: „Das ist respektabel, eine tolle Leistung, aber auch schade, dass sie es nicht auf das Treppchen geschafft hat.“

Skispringer Andreas Wellinger wurde zwar nach einem starken zweiten Durchgang Sechster, die Medaillen aber sicherten sich andere. Gold gewann der Pole Kamil Stoch vor Peter Prevc aus Slowenien und dem Norweger Anders Bardal. Andreas Wank aus Oberhof landete auf dem zehnten Rang. Die große deutsche Medaillenhoffnung Severin Freund konnte nach einem Sturz im ersten Durchgang nach der Landung bei 99,5 Metern nicht mehr in die Entscheidung eingreifen.

Wie am Vortag die Damen schafften auch die deutschen Langläufer im Skiathlon keinen Top-Ten-Platz. Tobias Angerer musste sich zum Auftakt seiner olympischen Abschiedstournee über 30 Kilometer mit Rang 15 begnügen, zwei Plätze hinter Hannes Dotzler. „Ich wollte an einer Medaille schnuppern, denn Olympia ist ein Wettkampf, da zählen nur die Medaillen“, sagte Angerer. „Es hat leider nicht geklappt.“ Am Samstag hatte Nicole Fessel als beste Deutsche über jeweils 7,5 Kilometer den 14. Rang erreicht. Claudia Nystad enttäuschte als 43.

Die Biathleten wollen sich trotz der ersten Olympia-Enttäuschung nicht aus dem Konzept bringen lassen. „Wir machen uns erstmal keine Sorgen“, sagte Männer-Bundestrainer Mark Kirchner nach dem Sprint-Wettkampf. Für die beste Platzierung sorgte Simon Schempp im Sprint als 15. Bei den Frauen lief es nicht besser: Ausgerechnet Umsteigerin Evi Sachenbacher-Stehle war im Sprint über 7,5 Kilometer als Elfte beste Deutsche. Andrea Henkel leistete sich einen Fehlschuss und landete an 22. Stelle.

Bei der Olympia-Premiere im Slopestyle sowie bei der alpinen Abfahrt der Herren waren die Deutschen nur Zuschauer. Beim Debüt des olympischen Mannschafts-Wettbewerb im Eiskunstlauf wurde das deutsche Team im Vorkampf Achter. Nur die besten fünf der zehn Nationen durften am Sonntag im Finale ihre Küren präsentieren.

Dafür schürte Natalie Geisenberger mit ihrer Dominanz im Abschlusstraining für die am Montag beginnenden Rennen der Rodel-Frauen die Hoffnung auf weiteres Gold. Die Weltmeisterin fuhr in beiden Übungsläufen Bestzeit. „Ich bin keine Tausendstelsekunde schneller oder langsamer, wenn mir alle ständig sagen, dass ich die Gold-Favoritin bin“, meinte die Weltmeisterin. Im letzten Abfahrtstraining vor der Super-Kombination fuhr Favoritin Maria Höfl-Riesch die sechstbeste Zeit. „Natürlich bin ich angespannt, das ist ja ganz klar. Es geht zum ersten Mal um eine Medaille“, meinte die Doppel-Olympiasiegerin und Fahnenträgerin.

Trotz aller Kritik vor den Winterspielen von Sotschi haben die deutschen Olympia-Athleten – zumindest abseits des Sports – wenig Grund zu klagen. „Mir gefällt es super“, urteilte Eisschnellläuferin Monique Angermüller. Sicherheit, Sportstätten, Stimmung und Transport: Zumindest aus Sicht der Deutschen bislang alles bestens! „Es ist toll hier. Die Stimmung bei unserem ersten Wettkampf war richtig gut“, meinte Langlauf-Bundestrainer Frank Ullrich. „Insgesamt muss man sagen, dass die Spiele bislang schön sind.“