Beim Tennisturnier ist die 23-Jährige aus Bad Oldesloe nun eine Medaillenkandidatin. Ihr Drei-Satz-Sieg überraschte die Fachwelt.

London. Es war ihr erster Besuch auf dem berühmtesten Centre-Court der Welt, im Herzen von Wimbledon. Und bei diesem späten Debüt im Zeichen der olympischen Ringe landete Julia Görges gleich einen der größten Volltreffer ihrer Karriere: "Es ist einfach genial, ein unbeschreibliches Gefühl", sagte die Bad Oldesloerin nach ihrem 7:5, 6:7 (5:7), 6:4-Coup in der ersten Runde des Medaillenturniers von London gegen die Weltranglistenzweite Agnieszka Radwanska. Die Polin hatte beim Grand-Slam-Titelkampf im All England Club noch das Endspiel gegen Serena Williams erreicht.

20 Asse und 56 Gewinnschläge illustrierten eine beinahe makellose Vorstellung der 23 Jahre alten Deutschen, die im Tourbetrieb der Profis noch immer auf den Durchbruch in die absolute Weltspitze wartet. "Das war Supertennis auf Rasen. Mutig und entschlossen", sagte Fedcup-Chefin Barbara Rittner, die auf der Ehrentribüne den Sieg der mutig und couragiert aufspielenden Görges verfolgte. In Runde zwei (32 Spielerinnen) trifft Görges nun auf die Siegerin der Partie zwischen der Amerikanerin Varvara Lepchenko und Veronica Cepede Royg aus Paraguay. "Das sollte machbar sein", sagte Görges.

Dass sie am frühen Sonntagnachmittag als erste Favoritenkillerin für Schlagzeilen sorgen konnte, hatte die Weltranglisten-24. dem geschlossenen Centre-Court-Dach zu verdanken. Während draußen der Regen über die Anlage peitschte, Sturm und Kälte den Fans zusetzten und die Partien von Sabine Lisicki und Angelique Kerber auf heute verschoben wurden, ging auf dem Hauptplatz der Spielbetrieb weiter - und wie. "Ich fühle mich hier richtig wohl. Das ist nicht Wimbledon, sondern Olympia. Und diese ganz besondere Atmosphäre ist eine tolle Motivation für mich", sagte Görges nach dem Sturz einer der Gold-Aspirantinnen.

+++er Knoten muss platzen: Gute deutsche Chancen am Montag +++

Der Görges-Sieg vertrieb auch die schlechte Laune, die die Last-Minute-Absage des Augsburgers Philipp Kohlschreiber ausgelöst hatte. Der beste deutsche Herrenprofi hatte am Sonnabend nach seiner Finalniederlage in Kitzbühel gegen den Niederländer Robin Haase wegen einer Adduktorenzerrung auf seine Teilnahme in London verzichtet, war aber wegen seiner Informationspolitik in die Kritik geraten. Den Rückzug verkündete Kohlschreiber noch vor einem offiziellen Statement des Sportbunds DOSB in einem Video auf seiner Facebook-Fanseite.

Damit war als deutscher Starter in der Einzelkonkurrenz Philipp Petzschner (Bayreuth) verblieben. Petzschner gewann gegen den Slowaken Lukas Lacko mit 7:6 (7:5), 6:1 und bekommt es nun mit dem Weltranglistensiebten Janko Tipsarevic (Serbien) zutun. Für Mona Barthel (Bad Segeberg) endete das Olympiadebüt enttäuschend: Sie verlor gegen Urszula Radwanska (Polen) mit 4:6, 3:6.