Der Hauptsponsor der HSV-Handballer könnte wieder Präsident werden. 2015 soll ihn Wolfgang Fauter beerben. Entscheidung soll möglichst am heutigen Mittwoch fallen.

Hamburg. Dieser Mittwoch könnte ein entscheidender Tag in der noch jungen Geschichte des Handball Sport-Vereins Hamburg werden. Natürlich sollte am Abend (19 Uhr, O2 World, Sylvesterallee) das Bundesligaspiel gegen den SC Magdeburg gewonnen werden, was den Club im Kampf mit Titelverteidiger THW Kiel um die deutsche Meisterschaft zusätzlich beflügeln würde. Wichtiger aber noch dürfte das Vorspiel sein, das für 16 Uhr auf der Geschäftsstelle in der benachbarten Volksbank-Arena angesetzt ist. Dort tagen Präsidium, Aufsichts- und Ehrenrat. Nicht weniger als die Zukunft des Vereins steht auf der Agenda – und, wenn möglich, die Kür eines neuen Präsidenten. Der Aufsichtsrat, das nach der Mitgliederversammlung höchste Gremium der HSV-Handballer, kann ihn laut Satzung bestimmen.

Zehn Tage sind nach der Bekanntgabe des Rücktritts von Matthias Rudolph, 55, vergangen, und alle im Verein sind sich nach ausgiebigen Diskussionen einig, dass es nur einen Nachfolger geben kann: Andreas Rudolph, 58. Der ehemalige Präsident (2005–2011) hatte seit 2012 nur noch aus der Ferne die Vereinspolitik bestimmt und sie über seine Gesundheitsfirmen als Hauptsponsor wesentlich mitfinanziert. Jetzt scheint er bereit, vorübergehend wieder Verantwortung zu übernehmen. Das ist der aktuelle Stand. Der änderte sich zuletzt allerdings täglich.

Andreas Rudolph, heißt es beim HSV, hat sich Bedenkzeit erbeten. Am Mittwoch will er seine Entscheidung verkünden. Ob er zur Sitzung erscheint, ist ungewiss. Bruder Matthias wiederum hat zugesagt. Er reist dafür extra aus seinem Wohnort Bochum an.

Kehrt Andreas Rudolph ins Amt zurück, wäre das wahrscheinlich ein Comeback auf Zeit. Hinter Rudolphs Rückkehr steckt ein langfristiger Plan. 2015 soll ihn Wolfgang Fauter, 62, ehemaliger Chef des Deutschen Rings, beerben.

Das inzwischen verkaufte Versicherungsunternehmen war viele Jahre lang Sponsor der Handballer. Fauter saß in dieser Phase im HSV-Aufsichtsrat. Schon damals wollte ihn Kollege Fritz Bahrdt, 74, bewegen, Präsident zu werden. Das ist dem ehemaligen Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft nun offenbar gelungen.

Fauter will den Club jedoch erst übernehmen, wenn Andreas Rudolph die Finanzen geordnet und seine Forderungen an den Club glattgestellt hat. Der Ahrensburger Unternehmer hat dem HSV Hamburg in den vergangenen neun Jahren zig Millionen Euro geliehen. Die genaue Summe seiner Großzügigkeit ist nicht bekannt. Stellt er seine Darlehen fällig, wäre der Club pleite.

Solange diese Möglichkeit besteht, wird Fauter nicht antreten. Rudolph hat an einer Insolvenz des Clubs kein Interesse, trotz wiederholter Unmutsäußerungen über die im Verein handelnden Personen hängt er emotional weiter an diesem Projekt. Es trägt schließlich seine Handschrift. Die Erfolge – deutscher Pokalsieger 2006 und 2010, Europapokalsieger 2007, deutscher Meister 2011, Champions-League-Sieger 2013 – hätte es ohne Rudolphs finanzielles und ideelles Engagement nicht gegeben.

Rudolph wäre längerfristig eingeplant

Rudolph, das wünschen sich die Gremien, soll auch nach 2015 eine wichtige Rolle im Club spielen. Zudem gibt es Überlegungen, ihn angemessen zu würdigen. Im Gespräch ist eine Andreas-Rudolph-Akademie, in der Handballspieler ausgebildet werden, sportlich, beruflich und als Persönlichkeit. Bereits Frank Rost hatte diese Idee. Umsetzen konnte er sie nicht, weil er Anfang August aufgrund Differenzen mit den Rudolph-Brüdern nach sechs Wochen als Geschäftsführer zurücktrat.

Fauter käme nicht allein. Ex-Aufsichtsrat Maximilian Huber, 66, ehemaliger Europachef des Elektronikkonzerns und HSV-Sponsors Sharp, soll ihn unterstützen, als Präsidiumsmitglied oder erneut als Aufsichtsrat. Fauter und Huber verfügen über exzellente Verbindungen in die Hamburger Wirtschaft. Die werden dringend gebraucht, sollte Andreas Rudolph seine finanzielle Unterstützung wie erwartet reduzieren.

Als Zeichen des beabsichtigten Revirements soll Fauter sofort in den Aufsichtsrat zurückkehren – wie auch Ex-Präsident Matthias Rudolph. Sie würden Andreas Ernst und Thomas Poullain ersetzen, die ihren Rückzug aus dem Gremium angekündigt haben. Weitere Umstrukturierungen sind angedacht. Ein neuer Geschäftsführer soll im nächsten Jahr eingestellt werden, auch der Posten des Sportchefs könnte wieder besetzt werden. Jetzt fehlt nur noch das Plazet von Andreas Rudolph.