Der HSV besieget Großwallstadt nach starker zweiter Halbzeit mit 31:22. Lindberg war mit neun Treffern erfolgreichster HSV-Schütze.

Hamburg. Noch einmal mit den Mitspielern abgeklatscht, letzte Anweisungen vom Trainer, dann endlich durfte Michael Kraus hinaus auf die Bretter, die schon immer seine Welt waren. 51:41 Minuten waren vorbei, die HSV-Handballer führten im Bundesligaspiel gegen den TV Großwallstadt mit 26:20, als der Spielmacher der Nationalmannschaft seinen Saisoneinstand gab. Mehr als ein paar Anspiele konnte er nicht mehr beitragen zum 31:22-(15:13-)Sieg des deutschen Meisters. "Es hätten gern ein paar Minuten mehr sein können", sagte Kraus später, "aber trotzdem bin ich einfach glücklich. Ein tolles Gefühl, wieder dabei zu sein." Das Spiel hatte immerhin zweierlei gezeigt. Mit Kraus ist, drei Monate nach seiner Knieverletzung, wieder zu rechnen. Und mit dem HSV im Titelkampf weiterhin.

Das Spiel hatte genau so begonnen, wie es Trainer Per Carlén eingeplant, sicher aber nicht erhofft hatte. 20 Minuten, vielleicht sogar eine Halbzeit werde seine Mannschaft schon benötigen, um nach der 19-tägigen Wettkampfpause wieder in Tritt zu kommen, hatte der Schwede vorausgesagt. Und dass es den Großwallstädtern durchaus zugutekommen könnte, dass sie ihre Betriebsruhe bereits am Wochenende gegen Melsungen beendet hatten.

Tatsächlich ging der HSV von Anfang an in Vorlage, doch die Gäste konnten die Absetzbewegungen immer wieder stoppen. Geduldig warteten sie, dass sich eine Lücke in der offensiven Hamburger Drei-zwei-eins-Abwehr auftat, und sie wurden oft fündig. Müßig zu spekulieren, ob es ihnen gegen Bertrand Gille schwerer gefallen wäre - der HSV-Kreisläufer fällt aufgrund eines Muskelfaserrisses in der Wade aus. Es hätte vielleicht schon gereicht, wenn Johannes Bitter im Tor seine übermenschliche Normalform gefunden hätte. Doch weil er mit einer Erfolgsquote von 24 Prozent in der ersten Halbzeit nur halb so gut hielt wie sonst, blieb es eine ausgeglichene Partie.

HSV-Trainer Carlén bittet gegen Großwallstadt um Geduld

HSV muss mehrere Wochen auf Bertrand Gille verzichten

Das hatte Carlén ja vorausgesagt. Nach 20 Minuten sah der Trainer dennoch die Zeit gekommen, dem Gang der Dinge ein wenig nachzuhelfen, und wechselte Blazenko Lackovic für Pascal Hens ein, obschon der Kapitän steigende Form nachgewiesen hatte. Und im rechten Rückraum durfte sich nun Marcin Lijewski versuchen. Für den Polen war es das erste Spiel nach acht Wochen Verletzungspause. Das normale Angriffsspiel des HSV war bis dato erstaunlich unergiebig gewesen, einzig die Tempogegenstöße über Rechtsaußen Hans Lindberg bürgten für Erfolg.

Die anfänglichen Schwierigkeiten an Einzelnen festzumachen wäre unfair. Auch Dan Beutler, der in der zweiten Halbzeit für Bitter kam, konnte seine Einwechslung zunächst nicht nachdrücklich bestätigen. Und so kam es, dass Großwallstadts Stefan Kneer nach 40 Minuten zum 17:17 wieder ausgleichen konnte. Es bedurfte offenbar dieser letzten Warnung, um den Meister aus der Reserve zu locken. Binnen drei Minuten legten Domagoj Duvnjak, Lindberg und zweimal Igor Vori mit schnellen Toren eine Viertoreführung vor, von der die Mannschaft bis zum Ende zehren konnte. "Da ging Großwallstadt wohl die Kraft aus", glaubte Kraus. Mit spektakulären Treffern trug der HSV dem Arbeitssieg im Finale sogar ein wenig Glanz auf.

Schon morgen ist er in der Champions League beim polnischen Meister Wisla Plock gefordert (15 Uhr/Eurosport live). Zur Vorbereitung bleibt nur der heutige Reisetag. "Das ist natürlich nicht optimal", sagt Trainer Carlén. Die Aussicht, mit dem fünften Sieg im fünften Gruppenspiel den ersten Tabellenplatz bereits zum Ende der Hinrunde unverbindlich reservieren zu können, sollte Motivation genug sein.

Tore, HSV Hamburg: Lindberg 9 (3 Siebenmeter), Vori 5, Duvnjak 4, Hens 3, Vugrinec 3, Jansen 2, Lackovic 2, Lijewski 2, Flohr 1; TV Großwallstadt: Tiedtke 5, Kneer 4, Schäpsmeier 4, Holst 4, Spatz 3, Körmann 2 (1). Schiedsrichter; Dedens/Geckert (Magdeburg). Zuschauer: 9057. Zeitstrafen: 4; 3.