Ein Kommentar von Achim Leoni

In grauer Vorzeit, als der HSV noch international spielte, ergab es sich, dass keine 48 Stunden nach einer Europapokalpartie sonnabends schon wieder die Fußball-Bundesliga auf dem Spielplan stand. Der Aufschrei war groß, und noch ehe er verhallt war, hatte die Bundesliga ein drittes Sonntagsspiel eingeführt.

Die HSV-Handballer sind morgen, keine 48 Stunden nach der Bundesligapartie gegen Großwallstadt, in der Champions League in Polen gefordert. Klagen darüber sind nicht zu vernehmen - wohl weil der Ausnahmezustand in diesem Sport Normalität ist. Nur Frank Bohmann will sich nicht damit abfinden. Der Bundesliga-Geschäftsführer hat sich gestern beim Spitzentreffen der Europäischen Handball-Föderation in Wien dafür eingesetzt, den Spielplan nach dem Vorbild des Fußballs zu vereinheitlichen: Europapokal in der Woche, Bundesliga am Wochenende. So sollen die Fans mehr Planungssicherheit und die Bundesliga mehr TV-Zeit bekommen.

Das sind hehre Ziele, aber wohl auch unerreichbare. Praktisch alle anderen Handballnationen halten für die Champions League schon deshalb am Wochenende fest, weil ihre Strahlkraft die des heimischen Spielbetriebs bei Weitem übersteigt. Hinzu kommt, dass gerade Topvereine wie der HSV den Spielplan nach der Belegung ihrer Multifunktionsarenen ausrichten. Es war übrigens dieselbe Bundesliga, die ihre Spieltage hat ausfransen lassen, um mehr Fernsehpräsenz zu bekommen. Am Dienstagsspiel bei Sport1 will Bohmann denn auch festhalten. Das lässt den Vorstoß halbherzig wirken.

Wenn man den Spielplan ernsthaft entzerren will, kommt man um eine Reduzierung der Ligen nicht herum. Dieses Thema stand in Wien aber nicht auf der Tagesordnung.