Kurz vor dem Saisonstart trifft der Meister HSV heute auf seinen ärgsten Rivalen THW Kiel. Kapitän Guillaume Gille kann wieder spielen.

München. Für die Handball-Bundesliga (HBL) ist es das feierliche Eröffnungsspiel der neuen Saison, die am Wochenende beginnt, für den HSV Hamburg und den THW Kiel das am besten bezahlte Vorbereitungsspiel. Der deutsche Meister und der Vizemeister erhalten jeweils rund 25 000 Euro an Antrittsprämien für ihren abschließenden Härtetest heute Abend beim Supercup in der Münchner Olympiahalle (20.15 Uhr/Sport1 live). Das ist das Doppelte an Startgeld gegenüber dem, was beide Klubs in den vergangenen Wochen gewöhnlich für ihre Teilnahmen an gut besetzten Turnieren erhalten haben.

Das Geld können der HSV und der THW bei Etats zwischen elf und zwölf Millionen Euro gut gebrauchen, das Spiel zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt. Das frühe Kräftemessen der beiden stärksten deutschen Mannschaften sehen beide Trainer mit gemischten Gefühlen. Kiels Alfred Gislason und Hamburgs Per Carlén würden lieber ein letztes Mal experimentieren, anstatt sich um den ersten Titel dieser Spielzeit mit dem wahrscheinlich wichtigsten Bundesliga-Rivalen zu duellieren. "Der Supercup ist nur ein kleiner Titel", relativiert dann auch Carlén die Erwartungen; ein prestigeträchtiger Titel, einer für den Briefkopf, ist er aber allemal.

Dass das Ergebnis Hinweise auf den späteren Saisonverlauf geben könnte, glauben weder Carlén noch Gislason. "Es ist ein Spiel, ein hochinteressantes zwar, mehr aber nicht", sagt Kiels Coach. Das belegt auch die Statistik. Viermal bei fünf Versuchen haben die Hamburger bislang den Supercup gewinnen können (2004, 2006, 2009, 2010), dreimal dabei gegen den THW Kiel. Doch nur in der vergangenen Saison ließ der HSV danach den Meistertitel folgen, den ersten der neunjährigen Vereinsgeschichte.

Für die Begegnung in der 11 000 Zuschauer fassenden Olympiahalle waren bis gestern Abend 7500 Karten verkauft, 8500 bis 9000 Besucher werden erwartet, etwas mehr als im Vorjahr. Mit der Austragung in München wollte die Bundesliga perspektivisch einen weißen Fleck auf der Handball-Landkarte tilgen und den gewünschten Aufbau eines Erstligateams in der bayrischen Landeshauptstadt unterstützen. Spätestens mit dem Millionen-Engagement des FC Bayern im Basketball scheinen diese Pläne Makulatur. Dass die HBL den Supercup-Vertrag mit der Olympiahalle über das Jahr 2012 verlängert, gilt deshalb als unwahrscheinlich. Arenen in anderen Städten haben bereits Interesse angemeldet, eine Entscheidung fällt im nächsten Jahr. Eine künftige Austragung des Supercups im Ausland, zum Beispiel in einem der Golfstaaten, schließt HBL-Sprecher Oliver Lücke vorerst aus: "Wir bleiben in Deutschland."

Beim HSV fehlen heute die Rekonvaleszenten Marcin Lijewski und Oscar Carlén, dazu Spielmacher Michael Kraus, der sich derzeit in Konstanz behandeln lässt und in München auf der Tribüne sitzen wird. Der THW muss auf die verletzten Christian Zeitz und Filip Jicha verzichten. "Egal, wer auf dem Feld steht, gegen den THW Kiel geht es immer voll zur Sache, das sind nie Freundschaftsspiele", sagt HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg. "Wer gewinnt, hat für die Saison einen kleinen psychologischen Vorteil."