Die Handballer des HSV bauen im Duell mit dem Dauerrivalen THW Kiel auf die Kraft des Titels. Yoon bleibt Kandidat als Neuzugang.

Hamburg. Ganz angekommen scheinen die Handballer des HSV Hamburg dann doch nicht in der Liga, für die der Konkurrent aus Kiel sechs Jahre lang in Folge den Alleinvertretungsanspruch angemeldet hatte: der Meisterklasse. Trotz des ersten Titelgewinns in der vergangenen Saison kamen gestern eher bescheidene Töne aus Hamburg, als es um die Ziele für die neue ging. "Wir wollen mindestens einen Titel holen", sagte HSV-Trainer Per Carlén. Sein Kieler Kollege Alfred Gislason klang da ein paar Stunden zuvor bei derselben Fragestellung gieriger: "Wir wollen jeden Wettbewerb gewinnen."

Nun führen Handballer im verbalen Schlagabtausch eher das Florett denn den Säbel, doch wer bei der Vorstellung der HSV-Mannschaft in der Leichtathletik-Trainingshalle richtig hinhörte, vernahm auch ausgesprochen selbstbewusste Töne. "Wir sind mental zehn bis 20 Prozent stärker als in der vergangenen Saison. Wir gehen diesmal mit noch breiterer Brust in die Bundesligaspiele", sagte Rechtsaußen Stefan Schröder, und der kroatische Halblinke Igor Lackovic meinte: "Das Eis ist gebrochen. Wir sind nicht mehr Jäger, sondern Gejagte. Der Druck, den wir uns in den vergangenen Jahren gemacht haben, ist nach der Meisterschaft geringer geworden." Satt sei die Mannschaft jedoch nicht, im Gegenteil, ergänzte Kapitän Pascal Hens: "Die vergangene Meistersause hat uns Lust auf mehr gemacht, auf viel mehr."

Kiel (9,5 Millionen Euro) und der HSV (9,0) haben ihr Budget gegenüber der vergangenen Serie offiziell um eine halbe Million Euro erhöht, in Wahrheit dürften beide Etats weiter im zweistelligen Millionenbereich liegen. Wobei den Kielern das Geld nicht mehr so locker zu sitzen scheint wie in der Vergangenheit. Der Vizemeister verzichtete bislang auf einen Neueinkauf. HSV-Präsident Martin Schwalb schloss dagegen einen weiteren nicht aus. Sollte es personelle Probleme geben, "sind wir bereit, im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten zu handeln".

Ein möglicher Kandidat für den nach den Verletzungen von Marcin Lijewski und Oscar Carlén derzeit verwaisten rechten Rückraum bleibt der Koreaner Kyung-Shin Yoon, 38. "Ich habe von den Problemen des HSV im Internet gelesen", sagte Yoon dem Abendblatt. "Wenn ich kann, helfe ich gern. Ein Angebot des HSV wäre eine Ehre. Ich habe allerdings in Korea diverse Verpflichtungen und bin nicht mehr so im Training wie zu Bundesligazeiten. Aber für zehn bis 20 Minuten pro Partie könnte es reichen."

Das Saisoneröffnungsspiel des HSV am Freitag gegen den dänischen Meister AG Kopenhagen (19.15 Uhr, Sporthalle Hamburg, Krochmannstraße) überträgt Eurosport in 59 Länder. Die Türen der Halle werden um 17.15 Uhr für den Fan-Tag geöffnet.