Die HSV-Handballer verlieren in der Champions League bei MKB Veszprém 30:33, weil ihnen der letzte Biss fehlt. Trainer Schwalb sinnt auf Revanche.

Veszprém. Der 4. Dezember ist ein Tag, auf den sich Martin Schwalb seit dem vergangenen Sonnabend besonders freut. Um 17 Uhr findet dann in der Sporthalle Hamburg das Rückspiel in der Champions League gegen den ungarischen Dauermeister MKB Veszprém statt. Dass der Trainer der HSV-Handballer diesem Ereignis schon jetzt entgegenfiebert, mag mit der 30:33-(13:15)-Niederlage seiner Mannschaft zu tun haben. Es sind keinesfalls aber Revanchegelüste, die Schwalbs Motivation leiten, sondern nur das untrügliche Gefühl, in Ungarn einen möglichen Sieg zum Teil leichtfertig vergeben zu haben. "Wir haben viele Fehler gemacht, standen in der Abwehr nicht kompakt genug, dennoch hätten wir die Partie gewinnen können", bekannte der Coach nach der Rückkehr nach Hamburg.

Zehn Prozent Leistung hätten gegenüber den vergangenen, erfolgreichen Auftritten des deutschen Vizemeisters gefehlt, meinte HSV-Sportchef Christian Fitzek, "und das können wir uns gegen eine Mannschaft nicht erlauben, die zu Hause gefühlt seit mehr als 50 Spielen nicht mehr verloren hat". Zehn Prozent, das sind drei vergebene Gegenstöße, zwei verworfene Siebenmeter, das eine oder andere leichte Gegentor sowie ein paar für die Torhüter haltbare Bälle - in der Summe eben jene drei, vier Treffer zu viel oder zu wenig, die die Hamburger auch in Veszprém hätten triumphieren lassen. "Uns hat irgendwo die letzte Konsequenz gefehlt, der absolute Biss, dieser eine Schritt mehr zum Gegner. Das ist ärgerlich, aber kein Grund, wieder irgendetwas infrage zu stellen. Solche Spiele wird es in einer langen Saison mit vielen Höhepunkten immer mal geben", sagte Fitzek. Dass der wuchtige serbische Linkshänder Marko Vujin gleich 13-mal für die Ungarn treffen konnte, sechsmal davon per Siebenmeter, sei zu verhindern gewesen, klagte der Sportchef. "Bei einigen seiner Tore haben wir ihm einfach zu viel Raum gelassen."

In Veszprém zu spielen ist für keine Mannschaft dieser Welt, selbst für die besten, und zu denen gehören die Hamburger, ein reines Vergnügen. Die Stimmung in der Halle ist unvergleichlich, 5000 Zuschauer sorgen für einen Lärmpegel, der auch bei Weltmeistern und Olympiasiegern für Respekt sorgt. "Das ist schon eine sehr spezielle Atmosphäre", sagte HSV-Kapitän Guillaume Gille. Ob sie Spuren in der Konzentration hinterlassen hat, bleibt Spekulation. "Fakt ist aber", stellte Gille klar, "dass sich in unserer Deckung immer wieder unnötige Lücken aufgetan haben und dass wir es im Angriff in den entscheidenden Situationen nicht geschafft haben, freie Würfe zu verwandeln." Hans Lindberg und Domagoj Duvnjak scheiterten in der zweiten Hälfte, als der HSV dabei war, einen zwischenzeitlichen 18:22-Rückstand (40. Minute) Tor um Tor aufzuholen, unbedrängt am eingewechselten Torhüter Dejan Peric.

Die ersten Punktverluste in der diesjährigen Königsklasse sind für den HSV zwar ärgerlich, im Kampf um den Gruppensieg, der im kommenden Frühjahr im Achtel- und Viertelfinale vermeintlich leichtere Gegner verspricht, jedoch zu verkraften. Im Rückspiel, auf das sich Trainer Schwalb so freut, sollten die Hamburger die entsprechenden Korrekturen vornehmen können. Dann dürfte auch Krzysztof Lijewski wieder auf dem Feld stehen. Der polnische Linkshänder beginnt nach seiner Schulteroperation in dieser Woche wieder mit leichtem Balltraining. Hält das Gelenk den Belastungen statt, könnte der 27-Jährige bereits im November ins Mannschaftstraining zurückkehren, früher als gedacht. "Wir geben ihm weiter alle Zeit der Welt", sagte Schwalb, "die Saison ist noch lang genug."

Tore, Veszprém: Vujin 13 (6 Siebenmeter), Gulyas 5, Perez 4, G. Ivancsik 3, Csaszar 3, Sulic 3, T. Ivancsik 1, Terzic 1; HSV Hamburg: Jansen 6, Lindberg 6 (2), Lackovic 5, M. Lijewski 4, Vori 3, B. Gille 3, Duvnjak 2, G. Gille 1. Schiedsrichter: Abrahamsen/Kristiansen (Norwegen). Zuschauer: 4950. Siebenmeter: 6 (6 verwandelt); 2 (4; Lindberg verwirft gegen Peric, Lindberg wirft am Tor vorbei). Zeitstrafen: 5; 5.