Neun Tage nach dem Pokalsieg ist dem Tabellenführer das Umblenden auf den Liga-Alltag geglückt. Auch mit zwei müden Franzosen.

Magdeburg. Johannes Bitter trippelte nervös auf der Stelle, sprintete kurz nach links, dann nach rechts. Der Torhüter der HSV-Handballer versuchte warm zu werden mit diesem Spiel und mit der Bördelandhalle, die einst seine sportliche Heimat war. Es lief die 19. Minute, der Tabellenführer der Bundesliga lag gegen den SC Magdeburg mit 9:10 und Bitters einzige Parade des Spiels bereits 18 Minuten zurück. Es war ein Moment, der die bangen Fragen der vergangenen Tage akut werden ließ: Würde dem HSV neun Tage nach dem Pokalsieg das Umblenden auf den Ligaalltag gelingen? Sollte er in Gedanken bereits beim Champions-League-Viertelfinale am Sonntag gegen Ciudad Real verweilen? Und vor allem: Sollten die deutschen und französischen Nationalspieler im Team ihren Reisestrapazen Tribut zollen? Die Hamburger hatten wegen der Einschränkungen im Flugverkehr bekanntlich auf eine Verschiebung des Spiels gedrängt.

Am Ende aber konnte man festhalten: Die Aufregung war umsonst - viel Rauch um nichts, gewissermaßen. Mit 32:29 (16:14) behauptete der HSV seine Poleposition letztlich so souverän, wie man das inzwischen von dieser Mannschaft erwarten darf. "Die Vorbereitung hätte sicher einfacher sein können, deshalb fällt mir ein Stein vom Herzen, dass uns die Rückkehr in die Normalität gut gelungen ist", sagte Kapitän Pascal Hens hinterher.

Zunächst aber schien die Partie den befürchteten Verlauf zu nehmen. Was dem Hallensprecher nicht recht gelang, holten die Schiedsrichter Andreas und Marcus Pritschow nach: Sie brachten die Zuschauer in Stimmung, indem sie den Gastgebern ihre ersten beiden Tore aberkannten. Das schien allerdings eher den HSV nervös zu machen. Vor allem Hens wollte im linken Rückraum kaum etwas gelingen, weshalb ihn Trainer Martin Schwalb nach 22 Minuten durch Blazenko Lackovic ersetzte. Und der Hamburger Abwehr schienen die widrigen Umstände die gewohnte Geistesgegenwart gekostet zu haben. Erst als sie besonders gefordert war, war sie wieder auf Ballhöhe: Eine vierminütige Unterzahl Mitte der ersten Halbzeit konnte so unbeschadet überstanden werden.

Vor allem Marcin Lijewski war es zu verdanken, dass der HSV im Spiel blieb. Der Pole ließ mit vier Toren allein in den ersten 20 Minuten vergessen, dass sein Bruder Krzysztof wegen einer Schulterverletzung nicht mitwirken konnte. Und weil später auch die eingewechselten Kroaten Lackovic und Domagoj Duvnjak an Lijewskis Angriffsleistung anknüpften, stand der dritte HSV-Sieg in Magdeburg in Folge spätestens Mitte der zweiten Halbzeit außer Frage. Zumal nun auch Torwart Bitter ins Spiel gefunden hatte.

Stefan Schröder zwei Monate nach seinem Handbruch wieder ins Spiel zu bringen wollte Trainer Schwalb allerdings nicht mehr riskieren. Mit dem Comeback des Rechtsaußen ist am Sonntag gegen Ciudad Real zu rechnen.

Tore, Magdeburg: Rojewski 8 (3 Siebenmeter), Jurecki 5, Tönnesen 5 (3), van Olphen 3, Kabengele 2, Grafenhorst 2, Weber 2, Theuerkauf 1, Wiegert 1; Hamburg: Lackovic 7, M. Lijewski 7, Lindberg 7 (4), Duvnjak 4, Jansen 2, G. Gille 2, Vori 1, Flohr 1, B. Gille 1. Schiedsrichter: Pritschow/Pritschow (Leinfelden-Echterdingen/Stuttgart). Zuschauer: 5431. Zeitstrafen: 5; 7.