Sven Liesegangs Mannschaft habe am Dienstag 60 Minuten auf eine Schwächephase des HSV gelauert - vergeblich.

Magdeburg. Wieder einmal hatte alles ganz leicht ausgesehen. Zwei, drei Tempogegenstöße zur rechten Zeit, piff, paff, und das Spiel war gewonnen. Aber es sei wirklich nicht einfach gewesen, beteuerte Blazenko Lackovic, nachdem er auch für den letzten Fan-Wunsch nach einem gemeinsamen Foto sein Siegerlächeln aufgesetzt hatte. Denn der SC Magdeburg sei eine gute Handballmannschaft und die Vorbereitung ohne vier Nationalspieler nicht die beste gewesen.

Es mag Zeiten gegeben haben beim HSV Hamburg, da wäre die Entschuldigung, die Martin Schwalb seinen Spielern wie zur Vorsorge an die Hand gegeben hatte, vielleicht eingelöst worden. Der Trainer hatte einen Wettbewerbsnachteil beklagt, weil seine Leistungsträger Bertrand und Guillaume Gille erst am Vorabend nach einer zweitägigen Odyssee durch Nordeuropa in Hamburg eingetroffen waren. Aber am Dienstag gab es wirklich nichts, wofür sich der HSV hätte entschuldigen müssen. Der 32:29-Sieg war eines Bundesliga-Tabellenführers würdig, obgleich die beiden Franzosen "fix und fertig" waren, wie Schwalb herausstrich: "Die haben das Spiel wie einen Drei-D-Film erlebt."

Es war dann aber doch jener Film, den man in dieser Saison so oft gesehen hat. Die Hamburger Abwehr hielt, nachdem Schwalb sie von der offensiven Drei-zwei-eins- auf die defensive Sechs-null-Formation umgestellt hatte. Und im Angriff arbeitete der kroatisch-polnische Rückraum des HSV mit einer Präzision, die Magdeburgs Trainer Sven Liesegang "fast atemberaubend" fand. Nacheinander hat er nun die beiden Meisterschaftsanwärter aus nächster Nähe begutachten können. Auch den THW Kiel hatte seine Mannschaft ein wenig ärgern können, bevor der Titelverteidiger das Spiel noch klar gewinnen konnte. Den kommenden deutschen Meister aber meint Liesegang erst jetzt gesehen zu haben: "Die Hamburger werden es machen", glaubt der einstige Champions-League-Gewinner, "weil sie stabiler sind. Ihr Spiel unterliegt nicht so großen Schwankungen wie das der Kieler." Seine Mannschaft habe am Dienstag 60 Minuten auf eine Schwächephase des Gegners gelauert - vergeblich.

Es ist nicht das erste Mal, dass der HSV zum Favoriten erklärt wird. Und es wäre nicht das erste Mal, dass der HSV dieser Erwartung standhalten würde. "Bei der Pokalendrunde haben wir bewiesen, dass wir mit dem Druck sehr gut umgehen können", sagte Kapitän Guillaume Gille, "das gibt uns Selbstvertrauen."

Einmal nur noch wird der HSV als Außenseiter in dieser Saison in ein Duell gehen: im Champions-League-Viertelfinale gegen Titelverteidiger Ciudad Real, dem Schwalb die "weltbeste offensive Abwehr" attestiert - neben der eigenen, versteht sich (Hinspiel Sonntag, 17.15 Uhr, O2 World Hamburg/Eurosport). Zweimal scheiterte man im Halbfinale an den Spaniern, auch die Gruppenspiele gingen beide verloren. "Aber wir haben daraus gelernt", verspricht Lackovic. Und seit dem Pokalsieg vor elf Tagen spiele es sich leichter: "Das hat uns eine Last vom Rücken genommen. Und es hat uns Lust auf mehr gemacht. Wir wissen jetzt, wie schön so ein Erfolg ist."