Dauerleister Lindberg hat keine Zweifel, nach seiner Verletzung aus dem Supercup-Spiel zum Bundesliga-Auftakt wieder fit zu sein.

Hamburg. Es sind Momente wie diese, Augenblicke des Bangens, an denen die Hoffnungen einer ganzen Saison hängen. Verständlich groß war die Erleichterung für Trainer Martin Schwalb, als er am Mittag die stimmungsaufhellende Nachricht von Physiotherapeut Niklas Albers erfuhr. Hans Lindberg, der Rechtsaußen der HSV-Handballer, hatte sich am Vorabend in München beim 27:26-Supercupsieg der Hamburger gegen den THW Kiel nur eine Bänderdehnung im linken Fuß zugezogen. 20 Sekunden vor Schluss war er beim Versuch einer Körperdrehung am gegnerischen Kreis weggerutscht und mit dem Fuß umgeknickt.

Sein Mitwirken beim Bundesligaauftakt des HSV am Sonnabend, 20.15 Uhr, in Göppingen ist nach dieser Diagnose zwar nicht gesichert, wahrscheinlich ist es schon, bei seinem Naturell allemal. Dauerleister Lindberg, 29, eine bekennende Frohnatur, den sie beim HSV respektvoll den "Unkaputtbaren" nennen, hat da nämlich keine Zweifel. "Bis Sonnabend kriegen wir das garantiert hin. Das Spiel ist ja erst am späten Abend", scherzt der Däne. Die Schmerzen im Knöchel seien "auszuhalten, halb so schlimm". Mit dem Training muss er allerdings aussetzen.

Auch Kapitän Guillaume Gille, 34, der zweite Angeschlagene, gab Entwarnung. Der Franzose hatte sich im Spiel den Mittelfinger der linken Hand ausgekugelt, seine Hand kurz geschüttelt und weitergemacht. Handballer sind so. Die Untersuchung ergab eine Kapselverletzung. Gille kann in Göppingen mit einem Tapeverband spielen.

Martin Schwalb zauberten diese Mitteilungen der medizinischen Abteilung ein sanftes Lächeln aufs Gesicht. "Zumindest fällt der Hans nicht länger aus. Das wäre ansonsten eine Katastrophe gewesen." Dem HSV drohen bekanntlich die Linkshänder auszugehen. Die und die Torhüter, sagt der besorgte Trainer, seien im Gegensatz zu den Rechtshändern nicht adäquat zu ersetzen. Mit Krzysztof Lijewski, Schulteroperation, und Stefan Schröder, Kreuzbandriss, beklagen die Hamburger bereits zwei Langzeitausfälle. Schröder dürfte als Erster in vier bis sechs Wochen ins Team zurückkehren, Lijewski wohl nicht vor Ende November. Allein Bruder Marcin Lijewski und eben Lindberg stehen Schwalb noch für die zwei Positionen auf der rechten Seite, dort spielen im Handball die Linkshänder, zur Verfügung.

RUDOLPH LÄSTER ÜBER KIEL UND DIE LÖWEN

Weil im Saisonetat von offiziell 8,5 Millionen Euro der Notfall nicht einkalkuliert ist und Präsident Andreas Rudolph zurzeit keine Notwendigkeit zum Handeln sieht, muss der Coach weiter zu Bordmitteln greifen. Im rechten Rückraum zeigte Rechtshänder Michael Kraus in der zweiten Halbzeit gegen Kiel, dass sein Talent ihn auch neue Aufgaben erfolgreich erledigen lässt. Kraus warf zwei Tore und überwand dabei aus ungewohnten Winkeln einen Weltklassetorhüter wie den französischen Weltmeister und Olympiasieger Thierry Omeyer.

Ein Stück weiter draußen sind Alternativen weniger leicht zu finden. Matthias Flohr, der Alleskönner, wäre so eine. In der Saisonvorbereitung hat der Abwehrspezialist, Kreisläufer und Linksaußen gelegentlich Rechtsaußen geübt, und das durchaus ansehnlich. Als angehendem Mathematiker sind Flohr Problemstellungen mit Unbekannten geläufig. Weniger Vertrauen bringt Schwalb dem Nachwuchs entgegen. Mit Ole Stabick, 20, und Marcel Schliedermann, 19, stehen im Kader der U 23 zwei außerordentliche Begabungen, die den Handball mit links zu werfen wissen. Die körperliche Robustheit und die mentale Abgezocktheit fehlen ihnen natürlich. Gegen eine Topmannschaft wie Göppingen wäre ihr Einsatz ein Risiko, im ersten Heimspiel am 1. September gegen Aufsteiger Ahlen/Hamm eine Überlegung wert. "Wir müssen Wege finden, um Hans zu entlasten", sorgt sich Kreisläufer Bertrand Gille um den Bundesligatorschützenkönig, "auf Dauer kann er bei uns nicht den Alleinunterhalter auf Rechtsaußen spielen." Lindberg sieht das weniger dramatisch. "Mir macht das nichts aus. Grundsätzlich fühle ich mich körperlich fit, und Handball spiele ich nun mal leidenschaftlich gern." Von einer Bänderdehnung jedenfalls lässt sich einer wie er nicht aufhalten.

Versorger Vattenfall und das Abendblatt laden zum ersten Heimspiel des HSV am 1. September gegen Ahlen/Hamm eine Gruppe von zehn Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren ein. Sie sollen die Mannschaften beim Einlaufen begleiten. Anmeldungen bis Freitag, 12 Uhr, unter office@hsvhandball.com . Weitere Infos unter www.abendblatt.de/sport