Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die verhaltene Freude über den Gewinn des Supercups gegen Champions-League-Sieger THW Kiel währte bei den Handballern des HSV gerade mal 20 Minuten. Dann hatte die Nachricht von der Knöchelverletzung Hans Lindbergs in der Kabine die Runde gemacht. Der Däne ist nicht nur der Torschützenkönig der Bundesliga und einer der besten Rechtsaußen, die der moderne Handball kennt, er scheint für den HSV auch unersetzbar.

Lindbergs Verletzung zeigt einmal mehr, auf welch schmalem Fundament sportliche Ambitionen oft gebaut sind. Zwar wird ihn die Blessur wohl nur begrenzte Zeit behindern, die grundsätzliche Problematik bleibt bestehen. An der Gesundheit, der Form weniger Leistungsträger hängt das Schicksal ganzer Vereine, das des Trainers sowieso. Mehr Demut wäre daher förderlich. Der Wunsch wird nicht zu erfüllen sein. Triumph und Tragödie sind nun mal Geschwister im Sport.

Die andere Frage, wie der Sieg des HSV über das beste Handballteam der Welt im Blick auf die anstehende Bundesligasaison einzuordnen sei, erübrigt sich. Ergebnisse außerhalb des Pflichtbetriebs sollte man zur Kenntnis nehmen, der Selbstbewusste weiß sie abzuhaken. Der Supercup ist kein Ernstfall, Erfolge feiert man am Ende einer Saison. Gerade der HSV hat dies erfahren müssen, als er vergangene Serie kurz vor Toresschluss von den Kielern vom Thron geworfen wurde. So viel sei dennoch festgestellt: Die Hamburger haben in München bewiesen, dass sie die Qualität haben, Meister zu werden. Sie müssen jetzt aber auch siegen, wenn es darauf ankommt.