Der designierte Trainer der HSV-Handballer stören gezielt gestreute Indiskretionen. Eigentlich sollte seine Unterschrift geheim bleiben.

Hamburg. Offiziell will er von Kontakten zu den Handballern des HSV immer noch nichts wissen, spricht schon mal von "totalem Quatsch", privat dagegen echauffiert sich Per Carlén, 49, darüber, dass seine Unterschrift in Hamburg publik wurde - wo doch beide Seiten bis Ende des Jahres Stillschweigen vereinbart hatten. Der Schwede soll am 1. Juli 2011 für mindestens zwei Jahre die Nachfolge Martin Schwalbs als Trainer beim deutschen Vizemeister antreten. Schwalb, 47, wechselt dann in die Geschäftsführung des HSV.

Carlén ist sauer, sein aktueller Arbeitgeber, die SG Flensburg-Handewitt, ist es auch. Hätte er geahnt, dass der Deal mit dem HSV in die Öffentlichkeit lanciert würde, hätte er sich nicht auf ihn eingelassen, erzählt ein Vertrauter Carléns. Der Trainer sei sogar derart verärgert, dass er die Verabredungen am liebsten rückgängig machen würde. So weit wird es nicht kommen, aber: Das Vertrauensverhältnis zum HSV sei momentan gestört, wohl aber nicht irreversibel, heißt es in Carléns Umfeld.

Bei der Suche nach einem neuen Trainer war Carlén die Nummer drei des HSV. Ganz oben auf der Wunschliste standen Talant Dujshebaev, 42, vom dreimaligen Champions-League-Sieger BM Ciudad Real, und Zvonimir "Noka" Serdarusic, 59, der ehemalige Trainer des THW Kiel. Der betreut derzeit den slowenischen Meister RK Celje und die Auswahl des Landes. Während Dujshebaev den Hamburgern zu teuer war und zudem ein belastetes Verhältnis zu Schwalb pflegt, sagte Serdarusic dem HSV von sich aus ab. Solange die Affäre aus Kieler Zeiten um angeblich bestochene Schiedsrichter weiter juristisch schwelt, scheint es Serdarusic nicht nach Deutschland zurückzuziehen.

Martin Schwalb interessieren alle diese Scharmützel nicht. Er ist der Trainer des HSV, ein erfolgreicher dazu, und er bereitet wie immer die Mannschaft akribisch auf die neue Saison vor. Beim Heide-Cup von Freitag bis Sonntag in Schneverdingen und Lüneburg will er "einige taktische Varianten ausprobieren". Die Mannschaft habe in den ersten zwei harten Wochen der Vorbereitung hervorragend mitgezogen, fortan ginge es an den Feinschliff.

Mit Nachwehen aus der vergangenen Saison plagen sich noch Kreisläufer Bertrand Gille (Achillessehne) und der Halbrechte Krzysztof Lijewski (Schulter). Beide sind mit Physiotherapeut Niklas Albers (Therapaedicum) zu einem Spezialisten nach Konstanz geflogen. Schwalb: "Diese Verletzungen stellen für beide kein Problem mehr da. Das sind jetzt vor allem therapeutische Maßnahmen, damit es ihnen künftig noch besser geht."