Wenn die Hamburger gegen die Sachsen antreten, wird mit Treffern selten gegeizt. Kapitän Boll erinnert an seine Sternstunden gegen Dynamo Dresden.

Hamburg. Es war eine Willensleistung des Kapitäns, die an jenem 28. Oktober 2012 für die Wende am Millerntor gesorgt hatte. Der FC St. Pauli lag im Zweitligaspiel gegen Dynamo Dresden früh mit 0:2 zurück, ehe Fabian Boll mit dem Pausenpfiff an der Strafraumkante zur Drehung ansetzte und den Ball im Tor unterbrachte. St. Pauli drehte das Spiel anschließend mit 3:2 und feierte den ersten Sieg unter Trainer Michael Frontzeck. „Damals standen wir mit dem Arsch an der Wand. Dies hat gezeigt, dass selbst ein 0:2 oder 0:3 am Millerntor nie das Ende aller Tage ist“, erzählt Boll heute.

Ein Kraftakt, der beispielhaft für eine Begegnung ist, die in der Vergangenheit stets Spannung garantierte. Wenn sich am Montag (20.15 Uhr) der FC St. Pauli und Dynamo wiedersehen, sind Tore fast garantiert. Noch nie endete dieses Duell in acht Episoden ohne Treffer. 3,38 Tore fielen rechnerisch in jedem Aufeinandertreffen – ein Wert weit über dem Schnitt. Allein in der vergangenen Spielzeit waren es zehn Treffer. Im Rückspiel in Dresden führte St. Pauli 2:0, am Ende hieß es 2:3.

Bei Jungvater Boll, der in Bochum aus privaten Gründen gefehlt hatte („Wir sind auf dem Wege der Besserung“), überwiegen jedoch die positiven Erinnerungen an Dresden. Im Mai 2007 hatte der damals 27-Jährige unter Trainer Holger Stanislawski am Millerntor durch ein 2:2-Remis seinen ersten Aufstieg in die Zweite Bundesliga gefeiert. „Auch wenn es schon länger zurückliegt, denkt man gerne daran“, sagt Boll, „ich hole nicht jeden Tag die DVD aus dem Schrank, aber wenn es mal nicht läuft, kann man sich an solchen Dingen schon aufrichten.“

Nach vier sieglosen Spielen muss gegen die kriselnden Dresdner ein Erfolg her. Boll warnt vor deren Spielweise: „Sie sind immer auf Vollgas aus, spielen sehr körperbetont. Da darfst du kaum Zweikämpfe verlieren.“

Die Statistik darf St. Pauli Mut machen: Zwar blieb der Kiezclub gegen Dynamo nie ohne Gegentor und verlor vier der acht Spiele – doch auswärts konnte bislang keines der beiden Teams jemals einen Sieg verbuchen. Fabian Boll wäre mit einem 1:0 bereits „hochzufrieden“: „Doch ich habe auch nichts gegen ein 3:2, 4:3 oder 5:4.“