Ein Kommentar von Nils Kemter

Wenn am Montag am Millerntor um 20.15 Uhr das Zweitligaspiel des FC St. Pauli angepfiffen wird, hat der Anhang von Dynamo Dresden bereits mehr als 500 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt. Dass die Gäste 300 Karten aus ihrem Kontingent nach Hamburg zurückgeschickt haben, spricht eine deutliche Sprache. Denn nur wenige Fans können ihre Verpflichtungen in Job, Familie und Schule für zwei Tage ruhen lassen, um ihren Club zu unterstützen.

Während für die Profis Spiele unter Flutlicht etwas Besonderes sind, die knisternde Stimmung bei dem einen oder anderen für ein Extraprozent Leistung sorgt, bleibt der Fan auf der Strecke. Fernsehsender wie Sport1 und Sky freuen sich am Montagabend über höhere Einschaltquoten für ihre Zweitliga-Berichterstattung, stilisieren die Partie zum „Spiel der Woche“ hoch. Die Clubs erfahren eine gesteigerte Wahrnehmung, auch durch TV-Präsenz im Ausland. Jedoch nur bei entsprechend stimmungsvoller Kulisse. Diese gilt es zu bewahren und zu fördern. Seit Jahren machen St. Paulis Fans auf diese Problematik aufmerksam. Ohne Erfolg.

Jene Montagsspiele nur zwischen Teams anzusetzen, die in zumutbarer Entfernung zueinander liegen, würde Abhilfe schaffen. Entsprechende Überlegungen der DFL wurden nicht in die Tat umgesetzt. Fahrten zwischen Düsseldorf und Bochum, die an diesem Wochenende ebenfalls aufeinandertreffen, wären für die Gästezuschauer weitaus problemloser zu bewältigen.

Der Nachteil für St. Pauli: Als Alleinunterhalter im hohen Norden könnte der Club montags nur gegen Bielefeld oder Union Berlin antreten.