Spieler und Trainer des FC St. Pauli wähnen sich trotz des enttäuschenden 0:1 gegen Bielefeld auf einem guten Weg. In der Drangphase erarbeiteten sich die Hamburger einige Torchancen.

Hamburg. An Erklärungen mangelte es am Ende nicht, warum sich der FC St. Pauli am Sonntagnachmittag mit dem 0:1 gegen Aufsteiger Arminia Bielefeld die erste Heimniederlage der neuen Zweitligasaison eingehandelt hatte. Ein nicht gegebener Elfmeter, die Latte des gegnerischen Tores und die Paraden des Bielefelder Torwarts – alles war dabei. „Am Ende eines solchen Spiels weiß man überhaupt nicht, warum man eigentlich verloren hat“, sagte Kapitän Fabian Boll. Tatsächlich hatte sich seine Mannschaft insbesondere nach dem Rückstand etliche Torchancen erkämpft, und doch blieb sie jetzt im dritten Pflichtspiel in Folge ohne eigenen Treffer. „Wir sind im Mittelmaß der Liga“, stellte Torwart Philipp Tschauner ernüchtert fest.

Trainer Michael Frontzeck hatte im Vergleich zum 0:1 im DFB-Pokal bei Preußen Münster eine Woche zuvor seine Startelf auf drei Positionen verändert. Am auffälligsten war dabei, dass im Angriff John Verhoek sein Startelf-Debüt in einem Pflichtspiel für St. Pauli geben durfte. Der bisher gesetzte und noch erfolglose Christopher Nöthe musste zunächst mit einem Platz auf der Ersatzbank vorlieb nehmen, da sich Frontzeck auch für ein Spielsystem mit nur einem Stürmer und drei offensiv ausgerichteten Mittelfeldspielern entschieden hatte.

„Nöthe hat in der Trainingswoche einen Tag verpasst, weil er eine kleine Blessur am Knie hatte. Und John hat gut gearbeitet und seine Sache auch gut gemacht, als er in Münster eingewechselt wurde“, begründete Frontzeck seine Personalentscheidung. Zudem rückten Markus Thorandt anstelle von Jan-Philipp Kalla sowie Florian Kringe für Sebastian Maier in die erste Formation.

An den Problemen der St. Paulianer im Offensivspiel änderten diese Maßnahmen zunächst jedoch nichts. Im Gegenteil: In der kompletten ersten Halbzeit boten beide Teams den Zuschauern ein höchst zerfahrenes, von etlichen Fouls geprägtes Spiel. Dazu trug auch Schiedsrichter Robert Hartmann mit einigen unverständlichen und auch uneinheitlichen Entscheidungen seinen Teil bei.

Eine davon erregte die Gemüter am Ende zu Recht am meisten. In der 23.Minute wurde Marc Rzatkowski im gegnerischen Strafraum ungestüm vom Bielefelder Marc Lorenz zu Boden gerempelt, doch der Elfmeterpfiff von Hartmann blieb aus. „Das war ein klares Foul. Ich habe es mir auch gerade noch einmal im Fernsehen angeschaut, das war eine deutliche Sache“, sagte Rzatkowski. „Wenn wir dann in Führung gehen, läuft so ein Spiel für uns ja ganz anders“, sagte der offensive Mittelfeldspieler weiter.

Einen Strafstoß aber gab Hartmann in der wesentlich attraktiveren zweiten Halbzeit für die Bielefelder – und zwar zu Recht. Bei einem Konter ließ sich St.Paulis linker Verteidiger Marcel Halstenberg von Arminias Sturmspitze Fabian Klos düpieren und konnte sich nur mit einem Foul behelfen. Beim Elfmeter ließ Bielefelds Kapitän Thomas Hübener (67. Minute) St. Paulis Torwart Tschauner keine Chance. Ziemlich unvermittelt stand es 0:1.

In der darauffolgenden Drangphase erarbeiteten sich die Kiezkicker einige Torchancen gegen den Aufsteiger aus Ostwestfalen. Dabei hielt Bielefelds Torwart Stefan Ortega zwei Schüsse von Rzatkowski und einen Kopfball des eingewechselten Nöthe.

Und zweimal stand der ebenfalls eingewechselte Fin Bartels im Blickpunkt. Als er aus zehn Metern hätte schießen können, wurde er dabei von seinem Kollegen Rzatkowski behindert (84.). Und nur drei Minuten später krachte sein 18-Meter-Schuss an die Torlatte. Und auch Nöthe sollte noch eine Chance bekommen, seine Torflaute zu beenden. Aus der Drehung aber drosch er den Ball weit über das von Torwart Ortega verlassene Tor.

„Wenn man hier 1:0 führt, muss man in der Schlussphase zwei Dinge haben: Glück und einen guten Torwart. Das hatten wir heute“, sagte Bielefelds Trainer Stefan Krämer nach dem Auswärtssieg und machte aus seiner Sympathie für den FC St. Pauli keinen Hehl: „Ich finde den Club richtig cool.“

Darauf hätte sein Hamburger Kollege Frontzeck gern verzichtet, wenn er als Ausgleich einen Erfolg seines Teams hätte analysieren können. So aber muss er nun weiter mentale Aufbauarbeit leisten. Damit begann er schon direkt nach dem Spiel. „Wir müssen zu dem Schluss kommen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte er und überraschte damit seine Zuhörer durchaus. „Es ist heute alles zusammengekommen. Ein Fehler führt zum Gegentor, wir bekommen einen klaren Elfmeter nicht, haben aber viele Chancen und Torschüsse“, sagte er und fügte fast trotzig an: „Wir werden unsere Tore machen.“

In dieselbe Kerbe schlug auch Fin Bartels. „Wir werden uns jetzt nicht verrückt machen lassen. Tatsache ist, dass wir Torchancen hatten. Und jetzt werden wir weiter dranbleiben, das Torschusstraining fortsetzen und werden dann auch Erfolg haben“, sagte er. Torwart Tschauner sah es etwas kritischer. „Wir hätten ein Tor noch mehr erzwingen müssen. Eine Heimniederlage tut uns doppelt weh“, sagte er im Hinblick darauf, dass sein Team nun schon am Freitagabend (20.30 Uhr) im Auswärtsspiel beim VfL Bochum gefordert ist zu punkten, um in der Tabelle nicht ins untere Drittel zurückzufallen.

Statistik

St. Pauli: Tschauner - Nehrig, Thorandt, Gonther, Halstenberg - Kringe (66. Bartels), Boll - Rzatkowski, Buchtmann, Thy (77. Gregoritsch) - Verhoek (77. Nöthe). - Trainer: Frontzeck

Bielefeld: Ortega - Appiah, Hübener, Hornig, Lorenz - Schütz, Riese - Schönfeld (90. Burmeister), Jerat (46. Christian Müller), Hille (73. Rahn) - Klos. - Trainer: Krämer

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Tor: 0:1 Hübener (67., Foulelfmeter)

Zuschauer: 28.558

Beste Spieler: Tschauner, Boll - Klos, Ortega

Gelbe Karten: Kringe, Thorandt (2), Boll, Thy, Nehrig, Buchtmann (3) - Jerat, Appiah, Hübener

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 21:11

Ecken: 9:3

Ballbesitz: 59:41 Prozent