Vor St. Paulis Heimspiel gegen Arminia Bielefeld am Sonntag wird nicht mehr über die Torflaute gesprochen. Nach den ersten drei Pflichtspielen dieser Saison steht nur der Siegtreffer von Lennart Thy gegen 1860 München zu Buche.

Hamburg. Reisen bildet. Dieses Sprichwort kann Michael Frontzeck grundsätzlich, aber auch in diesem ganz bestimmten Fall vollauf bestätigen. „Ich bin heute sehr froh, dass ich vor drei Wochen nach Fürth gefahren bin, um mir dort den Auftritt von Arminia Bielefeld anzusehen“, sagte der Cheftrainer des FC St. Pauli am Freitag. An diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) tritt der Zweitliga-Aufsteiger aus Ostwestfalen im bereits ausverkauften Millerntorstadion an, und Frontzeck ist davon überzeugt, dass seine in Fürth gewonnenen Erkenntnisse über die Bielefelder jetzt sehr hilfreich für seine eigene Mannschaft sein könnten.

Dabei war die von Frontzeck begutachtete Partie scheinbar wenig spektakulär. Der Bundesliga-Absteiger aus Fürth lag schon nach elf Minuten mit 2:0 in Front und gewann am Ende auch mit diesem Ergebnis. Und doch spricht St. Paulis Trainer mit großen Respekt darüber, wie sich Bielefeld nach dem frühen Rückstand präsentierte: „Fürth ließ nur minimal nach, doch die Bielefelder nutzten dies, um ins Spiel zu kommen, und tauchten nach guten Kombinationen fünfmal allein vor dem Fürther Tor auf.“ Angesichts dessen, dass sich die Arminia eine Woche später nach einem 0:1-Rückstand noch verdient ein 1:1-Unentschieden gegen Union erkämpfte sowie am vergangenen Wochenende den Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig mit 2:1 aus dem DFB-Pokal warf, kommt Frontzeck zu dem logischen Schluss: „Das wird eine schwere Aufgabe für uns.“

Konkret lobt er die Fähigkeit der Bielefelder, schnell aus der Abwehr heraus eigene Angriffe zu starten und so die Räume zu nutzen, die der Gegner ihm gibt. Insbesondere sorge dabei der sehr schnelle Sebastian Hille auf der offensiven Außenbahn für Gefahr. Und im Sturmzentrum habe die Arminia in dem 1,94 Meter langen Fabian Klos einen bulligen Mann, der „die Bälle halten kann und Tore erzielt“.

Bei diesem Stichwort kommt unvermeidlich St. Paulis aktuelle Schwäche wieder in den Fokus. Nach den ersten drei Pflichtspielen dieser Saison steht nur der Siegtreffer von Lennart Thy gegen 1860 München zu Buche, bei dem der „Löwen“-Torwart Gabor Kiraly bekanntlich ein wenig mithalf. Frontzeck hat dazu seine eigene Sichtweise. „Das Pokalspiel in Münster ist jetzt kein Thema mehr. Und in der Zweiten Liga haben wir nach zwei Spieltagen vier Punkte, haben also schon ein Spiel gewonnen“, sagt er und nimmt die Stürmer, die in der Sommerpause gekommen sind, ausdrücklich in Schutz, allen voran Christopher Nöthe. „Ein neuer Verein bedeutet für jeden Spieler eine Umstellung. Dabei ist es egal, ob er 30 Millionen Euro oder gar keine Ablöse gekostet hat. Auf jeden Fall habe ich qualitativ gute Stürmer“, sagte Frontzeck. Dabei denkt er auch an den Niederländer John Verhoek, der gegen 1860 München und zuletzt in Münster eingewechselt wurde. „Er hat das in beiden Fällen gut gemacht“, sagt der Trainer, der aber noch nicht plant, beide gemeinsam in die Startelf zu berufen. „Einer von beiden wird spielen“, sagte Frontzeck am Freitag.

Ganz grundsätzlich aber wolle er die vermeintliche Angriffsschwäche seiner Mannschaft am liebsten gar nicht thematisieren: „Je mehr wir darüber sprechen, desto komplizierter wird es für die Stürmer.“ Und überhaupt seien auch die anderen Spieler seines Teams aufgefordert, etwa bei Standardsituationen oder mit Distanzschüssen Treffer zu erzielen.

FC St. Pauli: Tschauner-Nehrig, Thorandt, Gonther, Halstenberg- Boll, Buchtmann - Bartels, Rzatkowski-Thy, Nöthe

Arminia Bielefeld: Ortega - Appiah, Hübener, Hornig, Lorenz - Schütz, Riese - Hille, Jerat, Schönfeld - Klos

Schiedsrichter: Hartmann (Wangen)