Dreimal verlor St. Pauli vergangene Saison gegen Neulinge. Sören Gonther analysiert Gegner Bielefeld und erklärt das Defensivrezept.

Hamburg. Sollte am Sonntagnachmittag wieder Vicky Leandros’ Schlager „Ich liebe das Leben“ durch die Lautsprecher des Millerntors dröhnen, wird Sören Gonther lauthals mitsingen. Dann hätten der Verteidiger, der den Kultsong beim FC St. Pauli in der Sommervorbereitung eingeführt hatte, und seine Kollegen das zweite Heimspiel der Saison gegen Arminia Bielefeld (13.30 Uhr) erfolgreich bestritten.

Doch mit dem Aufsteiger reist keineswegs ein Punktelieferant nach Hamburg, weshalb Gonther gewarnt ist: „Sie kommen mit Aufstiegseuphorie und haben gerade Eintracht Braunschweig (2:1, d. Red.) aus dem Pokal geworfen. Da ist klar, was uns erwartet“, sagt der 26-Jährige, der großen Anteil daran trägt, dass St. Paulis Defensive in der Zweitligasaison noch ohne Gegentreffer dasteht. Doch Achtung vor dem Aufsteiger ist angesagt. Schon in der vergangenen Spielzeit, als Gonther verletzungsbedingt zuschauen musste, kassierte der Kiezclub gegen alle drei Neulinge je eine bittere Pleite. Einem 0:1 zu Hause gegen Aalen, nachdem Trainer André Schubert entlassen wurde, folgte eine 0:3-Klatsche in Regensburg. In der Rückrunde kam das Team von Michael Frontzeck in Sandhausen mit 1:4 unter die Räder. Dass auch die Bielefelder zu solchen Taten in der Lage sind, bewiesen sie zum Pflichtspielstart bereits. „In Fürth (0:2) hat das Team nur die ersten 20 Minuten verpennt, danach aber super gespielt, Union Berlin (1:1) hatten sie am Rande einer Niederlage und im Pokal haben sie ihre ganze Klasse bewiesen“, erklärt Gonther.

Trainer Frontzeck analysierte die Arminia, bei der er selbst von 2008 bis 2009 im Amt war, in Fürth vor Ort. „Es war sicherlich kein Zufall, dass die Stürmer fünfmal frei vor dem Tor zum Schuss kamen“, hat der 49-Jährige dabei erkannt. „Das ist schon eine Qualität.“ Nach dem Aufstieg gelang es Trainer Stefan Krämer, alle Leistungsträger im Verein zu halten. Die Ostwestfalen setzen auf mannschaftliche Geschlossenheit, spielen mit einer Elf, die schon zu Drittliga-Zeiten fast unverändert auflief. Ein Grund, warum Laufwege und Abstimmungen schon greifen. Mit Fabian Klos wartet auf Gonther und Innenverteidiger-Kollege Markus Thorandt ein torgefährlicher und groß gewachsener Stürmer (1,94 Meter), der die Arminia mit 20 Treffern zum Aufstieg schoss. Auf der Ersatzbank lauert zudem Neuzugang Francky Sembolo, der beim 0:3 St. Paulis in Regensburg gleich zwei Treffer erzielt hatte. „Bielefeld hat ein sehr gutes Konterspiel, da müssen wir die Rückräume gut zustellen, um die schnellen Angriffe zu unterbinden“, erklärt Gonther das Defensivrezept gegen ein spielstarkes Team.

Damit aber nur defensiv die Null steht und die Torflaute behoben werden kann, ließ Frontzeck das gesamte Team am Donnerstag zum Torschusstraining antreten. „Da sind wir alle gefordert, müssen uns einfach ein Herz fassen“, sagt Gonther, der bei Eckbällen und Freistößen aufrücken und für Gefahr sorgen will. Sein erstes Millern-Tor und Vicky Leandros – dann würde Gonther das Leben besonders lieben.