Harmlose Kiezkicker scheitern durch 0:1-Niederlage bei Drittligist Preußen Münster. „Wir müssen unsere Torgeilheit wiederfinden“, kommentiert Kapitän Fabian Boll das Ausscheiden.

Münster. Nachdem auch Fin Bartels die letzte Chance mit einem schwachen Torschuss vergeben hatte, blieben nur noch Niedergeschlagenheit und Enttäuschung bei den Spielern des FC St. Pauli. Mit 0:1 (0:1) hatten sie das DFB-Pokalspiel beim Drittligisten Preußen Münster verloren und waren damit wie schon oft in den Vorjahren bei einem klassenniedrigeren Club ausgeschieden. „Wir haben vorne zu oft die falsche Entscheidung getroffen. Aber dort entscheiden sich Spiele. Da hilft es dann auch wenig, wenn wir insgesamt ganz ordentlich spielen. Wir müssen unsere Torgeilheit wiederfinden“, sagte Kapitän Fabian Boll nach dem Spiel.

St. Paulis Trainer Michael Frontzeck hatte zwar wie angekündigt denselben Kader wie in den ersten beiden Punktspielen der Saison für die Pokalpartie in Münster berufen, doch in der Startelf gab es zwei entscheidende Veränderungen. Innenverteidiger Markus Thorandt und Mittelfeldspieler Bartels, die in der vergangenen Woche wegen Magen-Darm-Beschwerden einige Trainingseinheiten verpasst hatten, setzte Frontzeck zunächst auf die Ersatzbank. In der Abwehr rückte daher Jan-Philipp Kalla in die Anfangsformation. Und im Mittelfeld kam nicht unerwartet der in diesem Sommer von 1860 München verpflichtete Sebastian Maier zu seinem Startelf-Debüt in einem Pflichtspiel für St. Pauli.

Nachdem in den ersten zehn Spielminuten die St. Paulianer das Spielgeschehen klar im Griff hatten und durch Lennart Thy, dessen Schuss abgeblockt werden konnte, zur ersten Torchance kamen, wendete sich das Blatt. Durch einige harte Aktionen im Mittelfeld kam auf dem Spielfeld und den Rängen Hektik auf. Nach einer Grätsche von Christopher Buchtmann gegen Münsters Mittelfeldspieler Amaury Bischoff meinte Schiedsrichter Robert Kampka ein Zeichen setzen zu müssen und zeigte Buchtmann Gelb. Dieser beteuerte, den Münsteraner, der sich derweil am Boden wälzte, gar nicht berührt zu haben und erhielt in dieser Ansicht auch Unterstützung von Kapitän Fabian Boll. Allein, diese Beschwerde nützte selbstredend nichts.

Mitte der ersten Halbzeit war St. Paulis Torwart Philipp Tschauner das erste Mal richtig gefordert, als er einen 20-Meter-Schuss von Marcus Piossek zur Ecke lenkte. Es folgten die unglücklichen Minuten von Rechtsverteidiger Bernd Nehrig. Als er nach einem harten Einsatz seines Gegners das erste Mal den Ball tief in der eigenen Hälfte verlor, schoss Münsters Torjäger Matthew Taylor den Ball noch knapp über das Tor.

Sieben Minuten später wurde Nehrig von hinten noch ein bisschen heftiger gerempelt, verlor den Ball an Dennis Grote, der gezielt auf den in der Mitte lauernden Taylor flankte. Gegen seinen Flachschuss aus kurzer Distanz war Tschauner machtlos. Ziemlich unvermittelt lag St. Pauli in der 32. Minute mit 0:1 im Rückstand. Es war das erste Pflichtspiel-Gegentor für die Kiezkicker in dieser Saison und zu diesem Zeitpunkt genau das, was unbedingt hätte vermieden werden sollen. Nehrig beklagte sich nach dem Spiel: „Dennis Grote rennt mir in den Rücken. In denselben Szenen auf der anderen Seite hat der Schiedsrichter immer gepfiffen. Aber wir hatten danach ja noch immer viel Zeit, selbst ein Tor zu erzielen.“

Die beste Chance zum Ausgleich bot sich dem vorbildlich frei gespielten Christopher Nöthe. Als St. Paulis Stürmer aber Münsters Torwart Daniel Masuch umkurvte, wurde er so stark zur Seite abgedrängt, dass sein Torschuss aus ganz spitzem Winkel noch zur Ecke abgeblockt werden konnte.

In der Halbzeitpause war der Arbeitstag des insgesamt wenig effektiven Marc Rzatkowski bereits beendet. Trainer Frontzeck brachte für ihn den erfahreneren Bartels ins Spiel, der dann auch gleich ein paar offensive Akzente setzen konnte. Elf Minuten später brachte Frontzeck für den engagierten, aber insgesamt glücklosen Nöthe den Niederländer John Verhoek.

Zuvor hatte sich Lennart Thy bei einem Sprint parallel zur Strafraumgrenze durchgesetzt. Sein 20-Meter-Schuss rauschte flach an den linken Torpfosten. Torwart Masuch hätte keine Abwehrchance gehabt. Die hatte er indes bei Sebastian Maiers gefährlichem Freistoß vom Strafraumeck und parierte den Ball denn auch mit einer schönen Flugeinlage. Schüsse auf Masuchs Tor blieben aber insgesamt Mangelware.

In der Schlussphase wehrte sich St. Pauli mit viel Einsatz gegen das drohende Pokal-Aus. Doch die Angriffe waren am Ende nicht effektiv genug, um die nicht minder kämpfenden Preußen zu gefährden.

„In Sachen Engagement und Bereitschaft kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben viel versucht. Es hat uns aber die Galligkeit und Geilheit vor dem Tor gefehlt“, sagte Trainer Frontzeck. „Wenn man kein Tor schießt, ist man auch verdient ausgeschieden“, sagte er weiter. Ein treffendes Schlusswort und Beschreibung des aktuell größten Mangels im Spiel des FC St. Pauli.

FC St. Pauli: Tschauner – Nehrig, Gonther, Kalla, Halstenberg – Boll, Buchtmann – Rzatkowski (46. Bartels), Maier (76. Gregoritsch), Thy – Nöthe (56. Verhoek). Schiedsrichter: Kampka. Tor: 1:0 Taylor (32.).