Stefan Orth gibt sich vor dem Saisonauftakt gegen 1860 München optimistisch. Auch Ex-Trainer Bergmann traut dem Team viel zu.

Hamburg. Die Vorfreude war Michael Frontzeck in jedem seiner Sätze anzumerken. „Das wird ein Knallerspiel. Wir spielen unter Flutlicht gegen einen richtig starken Gegner“, sagte der Cheftrainer des FC St. Pauli am Tag vor dem Zweitliga-Auftakt gegen den TSV 1860 München an diesem Freitagabend (20.30 Uhr) im Millerntor-Stadion. Dabei sieht Frontzeck seine eigene Mannschaft durchaus dafür gewappnet, diese anspruchsvolle Aufgabe gegen einen hoch ambitionierten Gegner erfolgreich zu bestehen. „Unsere Vorbereitung ist insgesamt sehr gut gelaufen. Und wir haben auch in der vergangenen Saison sehr gut gegen die Münchner gespielt“, sagte Frontzeck am Donnerstag. „Es herrscht nach den fünf bis sechs Wochen Training jetzt eine große Vorfreude“, sagte er weiter.

Mindestens ebenso ergeht es St. Paulis Präsident Stefan Orth. In einem leichten Anflug von Euphorie antwortete er auf die vorsichtige Frage nach einem Tipp für dieses erste Punktspiel: „Wir gewinnen, und zwar klar“. Dies ist zweifellos eine mutige Aussage, denn die Mannschaft von 1860 München ist durchsetzt mit Spielern, die schon in der Ersten Bundesliga reichlich Erfahrung gesammelt haben. „1860 hat sich vor allem in der Breite noch einmal sehr verstärkt. Man weiß ja, woher bei denen das Geld kommt“, sagte Frontzeck und spielte damit auf den millionenschweren Investor Hasan Ismaik an.

Im Hinblick auf die gesamte Saison gibt sich Frontzeck weiterhin vorsichtig optimistisch. „Wir wollen uns gegenüber der vergangenen Saison verbessern. Es wird aber eine gewisse Zeit brauchen, bis sich unser Team entwickelt hat. Wir haben ja acht neue Spieler, die wir integrieren müssen. Ich weiß aber auch, dass es im Profifußball nicht so viel Zeit gibt“, sagte Frontzeck. Nachdem der Trainer im Herbst 2012 das Team auf Rang 17 übernommen hatte, führte er es dank eines Endspurts mit sieben Punkten aus drei Spielen noch auf den zehnten Platz. Jetzt soll es eine einstellige Platzierung geben.

Präsident Stefan Orth ist auch in dieser Frage noch ein gutes Stück optimistischer. „Ich werde zufrieden sein, wenn wir zwischen Platz fünf und acht landen. Aber ganz persönlich glaube ich daran, dass wir das Überraschungsteam der Saison werden“, sagte er am Donnerstag. Der Clubchef begründet dies vor allem damit, dass sich schon jetzt einige der jungen Zugänge, die eher als Perspektivspieler geholt worden sind, einen Platz in der Stammbesetzung ergattert haben. In erster Linie denkt er dabei an Marcel Halstenberg, der eine feste Größe als linker Außenverteidiger ist und hier wohl auch spielen würde, wenn Sebastian Schachten nicht wegen eines Muskelfaserrisses ausfiele.

Bergmann lobt Azzouzi

Unterdessen ist auch St. Paulis ehemaliger Trainer Andreas Bergmann, der in der Zweiten Liga zuletzt beim VfL Bochum beschäftigt war und aktuell Trainer beim Drittligisten FC Hansa Rostock ist, der Auffassung, dass die mutige Aussage von Stephan Orth nicht völlig unrealistisch sein muss. „Im Normalfall erwarte ich, dass St. Pauli eine gute Saison spielen, aber nicht ganz vorn dabei sein wird. Wenn es aber von Beginn an optimal läuft, können auch besondere Dinge geschehen“, sagt Experte Bergmann im Gespräch mit dem Abendblatt und deutet an, dass der Aufstieg nicht völlig utopisch ist.

Auch Bergmann ist davon überzeugt, dass St. Paulis Sportchef Rachid Azzouzi gute Arbeit auf dem Transfermarkt geleistet hat. Zwei der acht Zugänge kennt er aus seiner eigenen Tätigkeit. „Marc Rzatkowski hat bei mir in Bochum gespielt. Er ist ein belebendes Element, ein quirliger, laufstarker und kreativer Spieler. Es ist bei ihm immer zu erkennen, welch große Lust am Fußball er hat.“ Marcel Halstenberg war Bergmanns Schützling bei der U23-Mannschaft von Hannover 96. „Er ist ein körperlich robuster und auch kopfballstarker Spieler. Ich freue mich für ihn, dass er bei St. Pauli jetzt offenbar schon erste Wahl ist“, sagt Bergmann. „Der Aufbau aber wird sich bis in die Saison hineinziehen“, sagt Bergmann.

Insgesamt sieht Andreas Bergmann als neutraler, aber intensiver Beobachter die Zweite Liga qualitativ weiter gestärkt. „Die gesamte Spielklasse ist dadurch noch einmal enger zusammengerückt, dass der Karlsruher SC und Arminia Bielefeld wieder aufgestiegen sind. Das sind ja keine kleineren Vereine wie zuletzt Sandhausen und Regensburg sondern Clubs, die im Profifußball etabliert sind“, sagt er und traut den Rückkehrern eine gute Rolle zu.

Ganz oben erwartet der frühere St.-Pauli-Coach allerdings den zuletzt in der Bundesliga-Relegation an Hoffenheim gescheiterten 1. FC Kaiserslautern, Erstliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf und auch den 1. FC Köln. „Die haben ja jetzt ihren Wunschtrainer“, sagt er mit Blick auf den Österreicher Peter Stöger als Nachfolger von Holger Stanislawski. Den zweiten Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth sieht Bergmann hingegen nicht als heißen Kandidaten für den Wiederaufstieg: „Dafür hat das Team wohl zu viele Spieler verloren.“ Respekt hat er vor Union Berlin: „Die Mannschaft ist behutsam aufgebaut worden, hat sich Stück für Stück etabliert und stabilisiert und jetzt den Anspruch formuliert, aufzusteigen zu wollen.“ Auch dies könnte ein Plan für den FC St. Pauli sein.

FC St. Pauli: Tschauner – Nehrig, Gonther, Thorandt, Halstenberg – Boll, Kringe – Bartels, Rzatkowski – Thy, Nöthe.

1860 München: Kiraly – Volz, Vallori, Bülow, Hertner – D. Stahl, Y. Stark – Stoppelkamp, Adlung – Friend, Wood.

Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)