Beim TSV 1860 München setzt der neue Präsident Gerhard Mayrhofer Trainer Alexander Schmidt schon vor dem Anstoß zur neuen Saison beim FC St. Pauli unter Druck.

Hamburg. Die Aussicht auf eine ansehnliche und womöglich schon in wenigen Wochen zu erzielende Rendite scheint verlockend. Wer beim Sportwetten-Anbieter Tipico darauf setzt, dass Alexander Schmidt vom TSV 1860 München als erster Trainer der neuen Zweitligasaison entlassen wird, erhält den sechsfachen Einsatz zurück, wenn dieser Fall tatsächlich so eintritt. Schmidt liegt damit an zweiter Stelle dieser – durchaus zweifelhaften – Rangliste hinter dem Dresdner Trainer Peter Pacult (4,5:1).

Nahrung für die Annahme, dass es „Löwen“-Trainer Schmidt als Ersten treffen könnte, lieferte am vergangenen Sonntag ausgerechnet der neue, mit 95,8 Prozent gewählte 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer. „Wenn es in den ersten Spielen so ausschaut, dass es nicht funktioniert, dürfen wir nicht ewig warten, sondern müssen schnell handeln und die Dinge ändern“, sagte Mayrhofer bei seiner Rede auf der Mitgliederversammlung. So deutlich sprechen Vereinschef meist noch nicht einmal über eine Trennung vom Trainer, wenn sie am nächsten Tag vollzogen wird. Was Mayrhofer unter dem Begriff „funktionieren“ versteht, ließ er das Auditorium auch gleich wissen: „Ich glaube an den Aufstieg in diesem Jahr.“

Schon an diesem Freitag könnte der FC St. Pauli einen gewissen Teil dazu beitragen, dass für die Wetter, die auf Schmidts Demission setzen, demnächst schon Zahltag ist. Um 20.30 Uhr ist 1860 München im Millerntor-Stadion die erste Gastmannschaft in der neuen Zweitligasaison. In der vergangenen Saison besiegte St. Pauli die „Löwen“ daheim mit 3:1, nachdem es auch schon im Hinspiel in der Münchner Allianz-Arena einen 2:0-Erfolg der Kiezkicker gegeben hatte. In der Abschlusstabelle wurden die Münchner Sechster mit 18 Punkten Rückstand auf den Zweitliga-Vizemeister und Aufsteiger Eintracht Braunschweig.

Lauth nicht mal mehr im Mannschaftsrat

Doch die 60er scheinen jetzt sportlich durchaus gerüstet zu sein, eine erneute Niederlage gegen die Kiezkicker verhindern zu können. In den Testspielen gab es zuletzt ein 1:1 gegen Werder Bremen und sogar einen 2:1-Erfolg gegen Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen. Trainer Alexander Schmidt ist offenbar zudem der durch den Präsidenten hervorgerufenen Drucksituation gewachsen und hat schon jetzt einige bemerkenswerte Akzente gesetzt. Die auffälligste Maßnahme war dabei, das 1860-Idol Benjamin Lauth vom Amt des Kapitäns zu entbinden. Der 31 Jahre alte Stürmer und Ex-Nationalspieler (fünf Länderspiele) gehört in dieser Saison noch nicht einmal mehr dem Mannschaftsrat an, der nun von Abwehrchef Guillermo Vallori angeführt wird. „Es war keine Entscheidung gegen Benny, sondern nur für Guillermo. Ich finde es besser, wenn der Kapitän das Spiel vor sich hat“, sagte Schmidt zur Begründung.

Die These allerdings, dass sich der in der vergangenen Saison auch wegen seiner lethargisch wirkenden Art in die Kritik geratene Lauth nun ganz auf seine Qualitäten als Stürmer konzentrieren könne, muss nicht unbedingt stimmen. Denn der frühere HSV-Profi ist in der aktuellen Mannschaft von Alexander Schmidt keineswegs gesetzt. Legt man die jüngsten, erfolgreichen Testspiele zugrunde, so scheinen der Kanadier Rob Friend und der aus Hawaii stammende Booby Wood erste Wahl für den Angriff zu sein, Lauth und auch Neuzugang Stephan Hain (FC Augsburg) würde in diesem Fall nur die Rolle des Jokers bleiben.

Zum Thema Saisonziel hat sich Schmidt schon ähnlich offensiv geäußert wie der neue Präsident. „Mit Platz vier wären wir nicht mehr zufrieden“, sagte er kürzlich – eine angesichts der starken Konkurrenz in der Liga mit Kaiserslautern und Köln sowie den Bundesliga-Absteigern Düsseldorf und Fürth recht forsche Aussage.

Übrigens: St. Paulis Cheftrainer Michael Frontzeck belegt in dem besagten Trainer-Entlassungs-Ranking Platz fünf mit der Quote von 12:1.