Der Kapitän des FC St. Pauli spricht vor dem Saisonstart am Freitagabend über sein Befinden, Erwartungen und die Stärke seines Teams.

Hamburg . Fabian Boll unternimmt gar nicht erst den Versuch, sich betont cool und lässig zu geben. Drei Tage Training haben der Kapitän des FC St. Pauli und seine Teamkollegen nur noch vor sich, dann steht am Freitagabend (20.30 Uhr) das erste Saisonspiel in der Zweiten Liga gegen den TSV 1860 München im Millerntor-Stadion auf dem Programm. „Vor dem ersten Spiel einer Saison bin ich immer noch ein bisschen aufgeregter als sonst. Das war in all den Jahren bei mir so, und das wird sich auch nicht mehr ändern“, sagt der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler, der beim FC St. Pauli in seine elfte Saison in der ersten Mannschaft geht.

Bolls erhöhter Adrenalinspiegel hat seine Ursache also nicht etwa darin, dass er sich größere Sorgen um die Konkurrenzfähigkeit seiner Mannschaft macht. Ganz im Gegenteil. „Wir haben auf jeden Fall an Qualität dazugewonnen“, betont er. „Unser Trainer steht vor einer schweren Aufgabe, die Startelf zu benennen, weil er jeden Spieler des Kaders auf das Feld schicken kann. Wir sind jetzt breit aufgestellt. Es wäre aber auch wichtig, dass es möglichst lange so bleibt, dass wir personell aus dem Vollen schöpfen können“, sagt Boll. Genau daran hatte es in der vergangenen Saison oftmals gehapert.

„Manchmal hat sich die Mannschaft ja fast von selbst aufgestellt, weil so viele Spieler nicht zur Verfügung standen“, erinnert sich Boll. Am meisten ärgerte er sich darüber, dass er selbst monatelang entweder wegen Verletzungen ausfiel oder körperlich noch nicht wieder im Top-Zustand war.

„Daran denke ich jetzt überhaupt nicht mehr. Ich habe die vergangene Saison komplett abgehakt und schaue nur noch nach vorn“, sagt er. Körperlich habe es ihm aber sehr gutgetan, dass ihn Trainer Michael Frontzeck schon nach dem feststehenden Klassenerhalt am 12. Mai nach dem 5:1 gegen Braunschweig eine Woche früher in den Urlaub geschickt hatte. „Ich habe dann für mich selbst wieder früher angefangen und begonnen, die Grundlagen für die neue Saison zu legen. Jetzt fühle ich mich körperlich wieder richtig gut“, sagt der Kapitän. Ein Zufall war es daher nicht, dass er im Testspiel am vergangenen Freitag gegen Besiktas Istanbul den Treffer zum 1:0-Sieg erzielte.

Großer Respekt vor den „Löwen“

„Auch die anderen Zweitligisten legen ja tolle Ergebnisse teilweise gegen Champions-League-Teilnehmer hin. Aber das hat nur mit dem aktuellen Stand der Vorbereitung etwas zu tun“, sagt er. Dabei denkt Boll auch an das 2:1, das 1860 München am vergangenen Wochenende gegen Bayer Leverkusen erzielte. Dennoch zeigt Fabian Boll durchaus Respekt vor der Mannschaft, die am Freitagabend als Gegner im Millerntor-Stadion auflaufen wird. „Das ist schon mit das Beste, was die Zweite Liga zu bieten hat“, sagt er. Bundesliga-erfahrene Spieler wie Gabor Kiraly, Daniel Bierofka, Moritz Stoppelkamp, Moritz Volz, Rob Friend und Benjamin Lauth stehen hier im Kader. „Wir müssen gegen diese Mannschaft so unangenehm sein, wie es nur möglich ist, und am Ende als Sieger vom Platz gehen“, sagt Boll. „Vor ein paar Jahren hat man ja gesehen, was ein guter Start in die Saison ausmachen kann.“ Dabei dachte der Kapitän sicherlich an die Saison 2009/2010, als am Ende der Aufstieg in die Bundesliga stand.

Nach dem Vormittagstraining am Montag mussten Boll und seine Kollegen noch ein bisschen in den Mannschafts-Containern am Rande des Trainingszentrums ausharren. Sie erhielten die obligatorische Schiedsrichter-Belehrung. „Das ist eigentlich immer das Gleiche“, sagte Fabian Boll. Wenigstens ein Punkt, bei dem er ein bisschen routinierte Gelassenheit vor dem Saisonstart durchblicken lässt.