Nach zwei Mittelfußbrüchen wagt der Ex-Dortmunder Florian Kringe den Neustart. Bei St. Pauli - so hoffen es die Offiziellen. Oder anderswo.

Bad Lippspringe. Florian Kringe kennt die Geschichten von gestürzten Helden. Jene spannungsgeladenen Lebensläufe mit ihren überraschenden Wendungen, mit Höhenflügen und Tiefschlägen. Kringes Freundin arbeitet als Regisseurin und Drehbuchautorin in Berlin. Und auch der Fußballprofi Kringe hat in den vergangenen Jahren genügend Dramen erlebt, um selbst als Stoff für eine Produktion herzuhalten. Florian Kringe, der 2006 noch auf eine Karriere in der Nationalelf hoffen durfte und sich sechs Jahre später mit der drohenden Arbeitslosigkeit auseinandersetzen muss.

Nach zwei Brüchen im rechten Fuß 2009 und 2010 hatte ihm sein langfristiger Vertrag bei Borussia Dortmund bis zum 30. Juni zwar finanzielle Sicherheit garantiert, doch in der Öffentlichkeit lieferten allein die Götzes, Kagawas, Lewandowskis und Hummels die Schlagzeilen zum neuen BVB, bei dem Kringe vor, zwischen und nach den Ausleihen zum 1. FC Köln und Hertha BSC 18 Jahre angestellt gewesen war. Der gelernte Mittelfeldspieler war am Rand der bunten Bundesligabühne angekommen, trainierte mit seinem ausgeheilten Fuß zwar wieder regelmäßig mit der Mannschaft von Jürgen Klopp, absolvierte seine Einsätze aber in der Regionalligamannschaft. Lediglich am 28. April durfte er in Kaiserslautern für 13 Minuten kurz aus dem Schatten ins Scheinwerferlicht treten. Die tragenden Rollen waren vergeben. "Es war nicht einfach, unter der Woche Gas zu geben, um am Wochenende dann wieder nicht zu spielen", sagt er. Und so waren sich Verein und Spieler früh einig, den gemeinsamen Weg in diesem Jahr zu beenden. Doch die erwarteten Angebote blieben zunächst aus, dem 29-Jährigen drohte die Arbeitslosigkeit. "Eine ganz neue Situation, mit der ich mich auseinandersetzen musste. Es hat sich zäher gestaltet, als ich gedacht hatte", erinnert er sich und begann ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre.

+++ Nachspiel:Kringe muss ans Millerntor +++

Seit einer Woche steigt die Spannungskurve wieder. Auf Vermittlung von Stürmer Marius Ebbers hält sich Kringe beim FC St. Pauli fit. "Ich bin einfach dankbar und froh, hier zu sein", sagt Kringe in der Lobby des Vital Hotels. Trainer André Schubert hat ihn mit ins Trainingslager nach Bad Lippspringe genommen. Der Blondschopf übertraf die Erwartungen, und mittlerweile wären die Verantwortlichen des Zweitligisten froh und dankbar, würde der gebürtige Siegener seine Unterschrift unter einen Vertrag setzen. "Grundsätzlich könnte ich mir das vorstellen, ich fühle mich sehr wohl, aber es hängt vom Angebot und den Alternativen ab", sagt Kringe, für den es in erster Linie darum geht, wieder Fußball zu spielen, sich einzubringen und wertgeschätzt zu werden. "Ich will nicht mehr nur zuschauen, wie die Kumpels feiern. Ich bin im besten Alter und möchte jetzt noch mal alles mitnehmen." Er weiß genau, was seiner Geschichte noch fehlt: das Happy End.

„Ich kann mir grundsätzlich sehr gut vorstellen, hier zu spielen. Ich fühle mich nicht, als wäre ich erst vier Tage im Team“, sagte Kringe am Dienstag im Trainingslager des Kiezclubs in Bad Lippspringe. Jedoch sei der Stand der Gespräche über einen möglichen Vertrag unverändert, alles sei offen, betonte Kringe.

Kringe ist froh, bei den Braun-Weißen vorspielen zu dürfen. „Ich habe eine Möglichkeit gesucht, mich fit zu halten. Die hohe Intensität kann man alleine nicht trainieren.“ Er hält sich längst noch nicht für zu alt für den Profi-Fußball, sondern er hat „Bock, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und Spiele zu gewinnen“. Gerne mit dem FC St. Pauli: „Ich fühle mich hier wohl, es könnte passen“, meinte Kringe. „Allerdings werde ich mir sicher nicht herausnehmen, dem Verein eine Entscheidung abzupressen.“