Seit dieser Saison ist Zlatan Bajramovic Co-Trainer von St. Paulis U23. Im Abendblatt spricht er über seine Gesundheit und die Entwicklung des Klubs.

Hamburg. Zlatan Bajramovic, 32, kam im September 2011 nach Stationen beim SC Freiburg, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt zurück nach Hamburg. Seine Karriere musste er nach mehreren Verletzungen beenden. Der Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas heuerte bei seiner alten Liebe, dem FC St. Pauli, als Co-Trainer der U19 an. Beim Kiezklub spielte er von 1998 bis 2002 (68 Einsätze, 6 Tore). Seit dieser Saison assistiert er Jörn Großkopf, 45, bei der U23. Er humpelt noch immer und ist ein wenig fülliger geworden.

Hamburger Abendblatt: Herr Bajramovic, was macht das mit einem, wenn man im besten Fußballeralter immer wieder Rückschläge durch Verletzungen hinnehmen muss?

Bajramovic: Es hat mich nicht komplett umgehauen, aber doch schon sehr mitgenommen, weil ich den Sport an sich so liebe. Es geht gar nicht darum, ob ich Bundesliga spiele oder Oberliga. Es geht darum, überhaupt spielen zu können.

Wie geht es Ihrem Fuß jetzt?

Bajramovic: Die Achillessehne ist seit zweieinhalb Jahren kaputt - und sie schmerzt wie am ersten Tag. Trotz vier Operationen und Tausenden verschiedenen Sachen, die ich ausprobiert habe.

Haben Sie noch Hoffnung, dass esirgendwann besser wird?

Bajramovic: So richtig Hoffnung macht mir keiner. Dass ich nach so langerZeit immer noch Schmerzen habe,ist ein Armutszeugnis für die Ärzte.Ich kann jetzt seit fast drei Jahrenkeinen Sport machen. Das ist sehr unbefriedigend.

Inwiefern beeinträchtigt Sie der Fuß bei Ihrer Arbeit als Nachwuchstrainer?

Bajramovic: Aktiv kann ich mit den Jungs nichts machen. Aber es beeinträchtigt mich vor allem im Alltag. Wenn ich ein bisschen laufen könnte oder mal Tennis spielen, wäre das schon okay, alles andere ist eh weit weg.

War Ihnen klar, dass Sie nach der aktiven Karriere Trainer werden wollen?

Bajramovic: Ich kann mir nichts vorstellen, was nicht irgendwie mit Fußball zu tun hat. Ich möchte so nah wie möglich an frisch gemähtem Rasen sein. Wichtig ist mir auch, dass es im Leistungsbereich ist, dass ich also intensiv mit den Spielern arbeiten kann und diese das Ziel haben, sich weiterzuentwickeln. Daher bin ich hier auch genau richtig.

Inwiefern hat sich St. Pauli verändert?

Bajramovic: Es hat sich schon sehr viel getan. Die beiden Rasenplätze sehen aus, als könnte man Golf darauf spielen, das gab es damals nicht. Aber beimFC St. Pauli ist immer noch alles etwas einfacher. Die sind immer noch etwas lockerer und irgendwie der etwas andere Verein. Und das ist auch gut so.

War es bei St. Pauli früher einfacher, den Sprung zu den Profis zu schaffen?

Bajramovic: Es kommt darauf an, wie der Verein gerade strukturiert ist, was er braucht. Und es kommt auf den Trainer der Profimannschaft an, wie er auf junge Spieler reagiert. Damals waren es Klasnic, Rahn und ich. Jetzt spielen Daube und Kalla in der ersten Mannschaft, und Andrijanic ist hochgezogen worden. Dazwischen sind aber sehr viele Jahre vergangen, in denen keine Spieler nach oben kamen.

Was ist für Sie bei einem Spieler wichtig?

Bajramovic: Der Wille. Als Spieler muss ich immer gewinnen wollen. Ich würde so weit gehen, dass jemand, derbeim "Mensch ärgere Dich nicht" nicht gewinnen will, es schwer haben wird.

Alle Mannschaften des Vereins sollen möglichst dasselbe System spielen und dieselbe Spielphilosophie haben. Bedeutet das für die U23, dass sie mit zwei Stürmern spielen muss?

Bajramovic: Wenn sich der Verein das so vorstellt, dann übernehmen wir das. Ich finde das richtig. Ein ständiger Austausch zwischen den Trainern ist wichtig. Aber das ist nicht mein Bereich, ich bin jetzt erst mal Co-Trainer.

Was sind Ihre Ziele, Ambitionen?

Bajramovic: Ich war immer der Typ, der von Tag zu Tag denkt. So war ich als Fußballer, und so werde ich das jetzt auch wieder versuchen.

Also wollen Sie gerne mal eine Champions-League-Mannschaft trainieren?

Bajramovic: Warum nicht? Aber ich fange erst mal in der Regionalliga an.