Trainer Holger Stanislawski vom FC St. Pauli setzt gegen Borussia Dortmund auf Offensive und das Schalker Blut im eigenen Klub.

Hamburg. Die Zeit war kurz. Gerade erst ist der Auswärtssieg in Mönchengladbach verarbeitet, nur eine ernsthafte Trainingseinheit konnte absolviert werden, schon steht an diesem Sonnabend das nächste "absolute Highlight" an, wie Holger Stanislawski das Gastspiel des Tabellenzweiten Borussia Dortmund am Millerntor nennt (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de). Körperlich sei das dritte Spiel innerhalb von sechs Tagen kein Problem, sagte der Trainer des FC St. Pauli, eher mental. Insbesondere in den Heimspielen hatte es St. Pauli bislang mit Gegnern aus dem oberen Tabellendrittel zu tun, entsprechend ist auch die Punktausbeute (1) geringer als auswärts. Doch das soll sich jetzt ändern. "Dortmund hat einen Höhenflug, wirkt sehr eingespielt und kommt mit viel Selbstvertrauen zu uns", sagte Stanislawski, um anzufügen, dass sein Team sich auf die Herausforderung freue und guter Dinge sei. Der Trainer ist - wie immer - optimistisch, was zum einen mit dem Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Spieler und zum anderen mit dem Matchplan zusammenhängt, den er - wie immer - längst im Kopf hat.

Und der heißt: Attacke!

Selbst gegen die derzeit offensivstärkste Mannschaft der Bundesliga (13 Tore in den letzten vier Spielen) rückt der Coach, der am Sonntag seinen 41. Geburtstag feiert, nicht von seiner gewohnten Marschroute ab. "Wir werden nicht defensiver auftreten. Wir wollen unsere Qualität in die Waagschale werfen, aktiv nach vorne spielen und nicht darauf warten, unter Druck zu geraten und nur noch zu reagieren." Angriff ist die beste Verteidigung, am heimischen Millerntor gilt diese Devise sowieso. "Wir bekommen eine sehr große und positive Unterstützung seitens der Fans. Deshalb haben wir die Verpflichtung, auf Sieg zu spielen", sagte Stanislawski. Zumal die Fans schon lange keinen Heimsieg mehr feiern durften. Seit dem letzten Sieg am Millerntor (6:1 gegen Koblenz) sind zwar nur drei Pflichtspiele absolviert worden, aber immerhin schon fünf Monate vergangen.

Stanislawski spielt mit dem Gedanken, seine offensive Mittelfeldreihe wie schon zeitweise in Mönchengladbach um einen vierten Spieler zu erweitern und auf die gewohnte Doppelsechs dahinter zu verzichten. Eine Variante, die auch eine Reaktion auf den Ausfall von Fabian Boll wäre, der mit muskulären Problemen aus Gladbach zurückkam und nicht im Kader steht. Eine Variante, die in der Defensive erhöhte Aufmerksamkeit erfordern würde. Dabei ist auch die Abwehr angeschlagen. Der bislang gesetzte Carlos Zambrano hat in Gladbach einen Schlag in die Wade bekommen und fällt genauso aus wie Fabio Morena, der sich einen Innenbandriss zuzog. Ralph Gunesch wird zu seinem ersten Saisoneinsatz kommen.

Mit welchen Spielern er die offensive Mittelfeldreihe besetzen will, ließ Stanislawski offen. Klar ist, dass Deniz Naki erneut nicht spielen wird. Der 21-Jährige darf nicht einmal auf der Bank Platz nehmen, wird von Rouwen Hennings, der zuletzt pausiert hatte, ersetzt. Stanislawski setzt auf Rotation. "Wir haben viel Qualität in diesem Bereich. Manchmal ist es für den Einzelnen bitter, aber wir können keine Rücksicht nehmen auf Einzelschicksale." Sicher dabei ist Gerald Asamoah, der bei seinen ersten Einsätzen überzeugte und als Ex-Schalker gegen Dortmund besonderen Ehrgeiz an den Tag legen wird. Damit ist er nicht der Einzige. Bei St. Pauli fließt eine Menge Schalker Blut. Neben Asamoah spielte auch Zambrano mehrere Jahre bei den Knappen und Charles Takyi durchlief vier Jahre lang die dortige Jugendabteilung unter der Leitung von Helmut Schulte, heute Sportchef bei St. Pauli. Der stellte damals elf Gebote für die Jugendlichen auf. Darin hieß es unter anderem: Lüdenscheid-Süd (Schalker Spitzname für Dortmund) ist ein Gegner, der zu respektieren und zu schlagen ist.

St. Pauli: Kessler - Rothenbach, Gunesch, Thorandt, Oczipka - Lehmann - Bruns, Takyi, Hennings, Bartels - Ebbers.

Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Götze, Kagawa, Großkreutz - Barrios.

SR.: Stark (Ergolding)