Borussia Dortmund ist die Mannschaft der Stunde und mit ihrer Entwicklung längst nicht am Ende

Hamburg. Shinji Kagawa, der aus der japanischen Kultur Zurückhaltung und Höflichkeit gewohnt ist, dürfte sich gefühlt haben wie ein Samuraikämpfer, der ein ganzes Volk vor dem Untergang bewahrt hat. Als der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund nach dem Derby-Sieg gegen Schalke 04 zum Trainingsgelände fuhr, standen die Fans nicht nur Spalier für die Mannschaft, sie trugen ihren neuen japanischen Helden die letzten Meter gar auf den Schultern. Nach seinen beiden Toren im Derby ist der 21-Jährige nicht nur endgültig angekommen bei Borussia Dortmund, er hat sich auch gleich in die Geschichtsbücher gekickt. Kagawa ist der neue Star in Dortmund, aber er steht vor allem für eine Philosophie und eine Entwicklung, die derzeit ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Seit Borussia Dortmund vor fünf Jahren kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps stand, setzt der Verein gezwungenermaßen auf die Jugend. Für teure Spieler gibt es momentan kein Geld, der polnische Stürmer Robert Lewandowski, auch erst 21 Jahre alt, war mit 4,5 Millionen Euro Ablöse schon eine Ausnahme.

Das Vertrauen in junge Spieler zahlt sich aus. Die neueste Entdeckung neben dem 350 000-Euro-Einkauf Kagawa ist der erst 18-Jährige Mario Götze, der in allen fünf Ligaspielen dabei war, ein Tor erzielte und auch in der Europa League mit zwei Treffern glänzte. In allen Bundesligaspielen der Borussia standen mindestens sieben Spieler auf dem Platz, die unter 23 Jahre alt sind. Darunter zwar gestandene Profis wie Neven Subotic, Mats Hummels und Nuri Sahin, aber auch deren Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft, wie Sportdirektor Michael Zorc kürzlich warnend verkündete. Auch die Gefahr abzuheben ist gering. Sahin jedenfalls sagte nach dem furiosen 5:0 über Kaiserslautern, dass niemand anfange zu träumen, fügte jedoch an: "Da ist mehr drin, wir sind noch nicht am Limit."