Beim Trainingsauftakt des FC St. Pauli standen nur 18 Profis auf dem Platz. Boll zum Kapitän ernannt. Neuzugang Thy hinterlässt starken Eindruck.

Hamburg. Rachid Azzouzi hatte seine Position schnell gefunden. Nachdem er einigen Kiebitzen die Hand geschüttelt und Erfolgswünsche entgegengenommen hatte, suchte er zum Telefonieren Schutz vor dem Dauerregen und fand ihn - wohl zufällig, aber doch instinktiv richtig - direkt neben dem Schild, das ihm seinen Parkplatz am Funktionsgebäude auf dem Trainingsgelände zuweist. "Sportchef" steht da drauf, und so darf sich Azzouzi seit Montag auch offiziell nennen. Mit seinem vorherigen Verein, Greuther Fürth, ist alles geklärt, der 41-Jährige darf sich eine Woche vor Ablauf seines Vertrages bei den Franken und pünktlich zum Trainingsauftakt seines neuen Arbeitgebers auch offiziell voll auf die Aufgaben beim FC St. Pauli fokussieren.

Das ist auch gut so, denn die Kaderplanung ist zum Beginn der Vorbereitung auf die neue Saison noch längst nicht abgeschlossen. 15 Feldspieler und drei Torhüter standen am Montag beim Trainingsauftakt auf dem Platz, darunter die insgesamt sechs Neuzugänge, von denen insbesondere Lennart Thy einen starken ersten Eindruck hinterließ. Der aus Paderborn gekommene Sören Gonther dagegen konnte nur die Aufwärmübungen absolvieren. Der Abwehrspieler laboriert an den Folgen eines Kreuzbandrisses, den er sich im Frühjahr zugezogen hatte. Zudem fehlten Davidson Drobo-Ampem, der noch abgegeben werden soll, der vorerst zur U23 abgestellte Deniz Herber und Carlos Zambrano, der nach Absprache mit dem Verein seinen Heimaturlaub bis Donnerstag verlängern durfte.

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"Mir wäre es natürlich auch lieber, wenn von Anfang an alle Spieler dabei wären", sagte Trainer André Schubert, "aber das lässt sich eben nicht immer erfüllen. Wir wissen, dass wir noch Spieler brauchen, wir sind da dran, müssen gut auswählen, denn wir brauchen keine Schnellschüsse." Für alle weiteren Personalfragen verwies der Trainer an seinen neuen Vorgesetzten, der für derartige Gespräche gestern aber noch nicht zur Verfügung stand.

Schubert, im neuen Trainingsanzug und in den Schuhen des neuen Sponsors, wirkte entspannt und gut erholt. Die letzten Tage der vergangenen Saison, als der 40-Jährige schon entlassen war und dann doch weitermachen durfte, habe er verdrängt. "Das hat sicherlich Auswirkungen auf meine Persönlichkeit", sagte Schubert, "aber es geht mir gut, und ich habe die Sache schnell verarbeitet. Ich konnte daraus viel mitnehmen und viel lernen." Nun geht es mit neuem Elan, neuem Kader, unter neuen Voraussetzungen und mit dem neuen Sportchef in die Saison. Die Personalie Azzouzi befindet Schubert als sehr zufriedenstellend: "Er hat ein sehr gutes Auge für Spieler, und wir haben eine ähnliche Vorstellung von Fußball."

Bei allen Neuerungen rund um den FC St. Pauli gibt es zumindest eine Konstante: Fabian Boll, der in der vergangenen Saison die Mannschaft schon häufig als Vertreter von Fabio Morena aufs Feld geführt hatte, bleibt Kapitän. Schubert ernannte den dienstältesten St. Paulianer zu seinem Bindeglied zur Mannschaft. "Er ist einer, der immer vorangeht, Spieler mitreißen kann, und an dem sich die jüngeren Spieler orientieren können", sagte Schubert, der nicht glaubt, dass es der Mannschaft nach den zahlreichen Abgängen an Führungspersönlichkeiten fehlt. Zumal Rachid Azzouzis Arbeit ja gerade erst begonnen hat...