Hamburg. Es waren die beiden wohl überraschendsten Abgänge, die der FC St. Pauli nach der abgelaufenen Saison zu verkraften hatte. Co-Trainer Jan-Moritz Lichte entschied sich für die Bundesliga, für das internationale Geschäft und heuerte bei Bayer 04 Leverkusen an. Und Rechtsverteidiger Moritz Volz zieht es zum TSV 1860 München, weil er dort einen langfristigen und besser dotierten Vertrag unterschreiben konnte als in Hamburg. Die Stelle von Lichte an der Seite von Cheftrainer André Schubert wird intern besetzt. Timo Schultz soll wie bereits während der Vorbereitung 2011 nun dauerhaft in den Trainerstab aufrücken. Doch für die Position auf der rechten Außenbahn benötigt St. Pauli Ersatz - und hofft darauf, dass der Transfer von Lichte zum Werksklub helfen könnte, eben diesen zu finden.

Für Lichte, dessen Vertrag noch bis 2013 gelaufen wäre, bekommt der Verein eine Ablöse, nach Abendblatt-Informationen wäre den Verantwortlichen jedoch ein Ausgleichsgeschäft lieber: Leverkusen bekommt Lichte, St. Pauli einen Spieler, möglicherweise auf Leihbasis. Der Wunschspieler des Kiezklubs: Rechtsverteidiger Danny da Costa. 18 Jahre alt, deutscher U19-Nationalspieler, sechs Bundesliga-Einsätze in der vergangenen Saison.

Nur ließen sich die Leverkusener nach kurzem Überlegen nicht zu einem Transfer bewegen, das Talent soll bleiben. Verständlich, da Bayer gerade zwei seiner Außenverteidiger - Bastian Oczipka nach Frankfurt und Vedran Corluka zurück zu Tottenham Hotspur - ziehen ließ. Möglicherweise muss sich St. Pauli nun doch mit einer finanziellen Entschädigung für Lichte begnügen und sich auf dem freien Markt nach einem Volz-Ersatz umschauen. Derzeit stehen mit Sebastian Schachten, Jan-Philipp Kalla, Davidson Drobo-Ampem und Defensiv-Allrounder Sören Gonther vier potenzielle Außenverteidiger im Kader. Oder die sportliche Leitung beweist Geduld und wartet darauf, dass sich Leverkusen auf den Außenpositionen verstärkt und seinem Talent dann unter Umständen doch noch ein Jahr in der Zweiten Liga gönnt.

Unterdessen soll sich in dieser Woche Rachid Azzouzi verstärkt in die Kaderplanung einschalten. Wenn die Verpflichtungen von Daniel Ginczek, die in dieser Woche bekannt gegeben werden soll, und Lennart Thy klappen, bleiben dem neuen Sportchef nur noch zwei Personalien: Ein weiterer Stürmer und eben ein Rechtsverteidiger werden noch gesucht. Eine Aufgabe, die in den verbleibenden acht Wochen bis Saisonstart lösbar erscheint.