Vor dem ersten Pflichtspiel des Jahres in Aachen gibt sich Trainer Andre Schubert zurückhaltend. Torwart Benedikt Pliquett verlängert seinen Vertrag.

Hamburg. Vielleicht lag es an der gebotenen Eile, da der St.-Pauli-Tross schnell zum Flughafen musste, um Richtung Düsseldorf abzuheben, von wo es dann weiter nach Aachen ins Hotel ging. Vielleicht ist es aber auch der Anspannung geschuldet, die sich im Lager der Hamburger vor dem ersten Pflichtspiel 2012 nun doch breitgemacht hat, nachdem die Begeisterung über die gelungene Vorbereitung im Allgemeinen und das Trainingslager im Speziellen allerorts spürbar war. Jedenfalls fielen die Antworten von André Schubert vor dem ersten Pflichtspiel des Jahres am Sonnabend bei Alemannia Aachen (13 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) relativ kurz aus - und der Trainer ließ sich nicht in die Karten schauen und vermied jegliche Äußerungen, die für den Gegner von irgendeinem Interesse sein könnten.

In der Woche hatte er seine Mannschaft bereits zweimal unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren lassen, über die Aufstellung für das Spiel in Aachen verlor der Trainer des FC St. Pauli wie gewohnt erst gar keine Worte und auch die Frage, ob er - nachdem er beide Varianten immer wieder getestet hatte - einen oder zwei Stürmer von Beginn an aufs Feld schicken werde, beantwortete er nur knapp: "Wir haben beides trainiert, die Laufwege sind schon ganz passabel, könnten allerdings auch noch besser werden. Wir werden das von Spiel zu Spiel und auch während des Spiels situativ entscheiden." Zumindest hat sich der Coach eine neue Option im Angriff geschaffen, nachdem er in der Hinrunde fast ausschließlich mit einem Stürmer agieren ließ. "Die Vorbereitung ist jetzt aber passé", sagte Schubert. "Alles was wir uns erarbeitet haben, müssen wir nun auf den Platz bringen."

Es wird wieder ernst, St. Pauli startet die Mission Wiederaufstieg.

+++ Kommentar: Vertrauen statt Risiko +++

Schon im ersten Spiel muss die Mannschaft allerdings ohne einige Stammkräfte auskommen. Lasse Sobiech, der Unglücksrabe aus dem Trainingslager, ist nach seiner Zerrung noch nicht wieder einsatzbereit, Charles Takyi weilt noch beim Afrika-Cup, und Sebastian Schachten und Fin Bartels sahen vor der Winterpause im Spiel gegen Eintracht Frankfurt jeweils die fünfte Gelbe Karte. "Da sind schon wichtige Spieler dabei, aber unser Kader hat ein ordentliches Niveau, und das macht Hoffnung, dass wir in Aachen guten Fußball spielen. Wir werden dann sehen, wo wir stehen."

Überzeugung hört sich anders an. Doch Schubert tut gut daran, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Vor dem ersten Spiel nach einer langen Pause ist immer eine Portion Ungewissheit über den Leistungsstand vorhanden. Hinzu kommen die zu erwartenden widrigen Platzverhältnisse und der Umstand, dass Schubert in seiner noch kurzen Trainerlaufbahn in Aachen noch nie als Sieger das Stadion verlassen hat. Das soll sich ändern. "Aachen wird hochmotiviert sein und versuchen, uns mit aggressiven Zweikämpfen zu begegnen. Aber wir müssen stark genug sein, um unser Spiel durchzusetzen", sagte der 40-Jährige. Es zählen nur die drei Punkte, um nicht gleich zu Beginn des Aufstiegsendspurts in 15 Akten zurückzufallen.

+++ Die Liga deckt sich ein, doch St. Pauli mag nicht shoppen +++

Geht es nach Marius Ebbers, der sich beim Hinspiel am Millerntor nach einem unglücklichen Sturz eine schwere Ellenbogenverletzung zugezogen hatte, wird es nicht dazu kommen. "Wir haben eine hohe Qualität in der Mannschaft, eine gute Hinrunde gespielt und wir werden das auch in der Rückrunde bestätigen", sagte der 33-Jährige, der sich mit zwei Paar Handschuhen gegen die Kälte schützen will. Ebbers hatte sich in der Vorbereitung erfolgreich gegenüber seine Sturmkonkurrenten Petar Sliskovic und Mahir Saglik behauptet und wird von Beginn an auflaufen.

Als sicher gilt auch der Einsatz von Benedikt Pliquett, den Schubert mit einem Vorsprung in den Konkurrenzkampf mit Neuzugang Philipp Heerwagen geschickt hatte. Pliquett ließ sich in der Vorbereitung nichts zuschulden kommen und darf folgerichtig auf seinen ersten Ligaeinsatz in dieser Saison hoffen. Als kleines Bonbon für den Torhüter gab der Verein am Freitag die Vertragsverlängerung bekannt. Pliquett unterschrieb für ein weiteres Jahr. "Das war schon seit einigen Wochen klar", sagt Schubert. "Bene ist ein sehr ehrgeiziger Typ. Er identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem Verein und hat einen festen Platz in unserem Team." Und Ebbers räumte alle Bedenken über den umstrittenen Torhüter aus. "Bene wird seine Sache sicher sehr gut machen."

Wenn der Rest der Mannschaft das auch schafft, dann könnte St. Pauli in Aachen gleich zwei Serien ausbauen. Die letzte Auswärtsniederlage bei der Alemannia liegt bereits neun Jahre zurück - und die letzte Niederlage zum Rückrunden-Auftakt gab es im Februar 2004.

Aachen: Waterman - Falkenberg, Olajengbesi, Feisthammel, Achenbach - Sibum, Demai - Streit, Uludag - Auer, Radu.

St. Pauli: Pliquett - Funk, Thorandt, Zambrano, Volz - Daube, Boll - Bruns, Kruse, Naki - Ebbers.