Vor dem Rückspiel am Millerntor (Freitag 18 Uhr, hier im Liveticker) spricht der jobsuchende 51-Jährige über die Gefährlichkeit der TuS.

Hamburg. Uwe Rapolder nannte es eine Demütigung erster Klasse: Mit einem 1:5 hatte die TuS Koblenz am 5. Dezember im Stadion Oberwerth gegen den FC St. Pauli ihre höchste Saisonniederlage kassiert. Für den Trainer, der einst mit Arminia Bielefeld den Aufstieg in die Bundesliga schaffte, bedeutete die Pleite gegen den Kiezklub das Aus. Vor dem morgigen Rückspiel am Millerntor (18 Uhr, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) spricht der derzeit jobsuchende 51-Jährige über die Gefährlichkeit der TuS, die Erstligareife St. Paulis und ein von den Hamburgern verursachtes Trauma.

Hamburger Abendblatt: Herr Rapolder, haben Sie das 1:5 gegen St. Pauli schon verdrängt?

Uwe Rapolder : Es ist ja so, dass negative Erlebnisse irgendwie immer länger als positive haften bleiben. Für mich war es quasi das letzte Spiel in Koblenz, das vergisst man natürlich nicht so schnell. Gegen Kaiserslautern saß ich danach zwar noch einmal auf der Bank, aber da war die Trennung schon beschlossen.

Petrik Sander übernahm Ihren Job. Glauben Sie, dass er am morgigen Freitag mit den Koblenzern am Millerntor eine ähnliche Pleite erleben wird?

Das hängt aus meiner Sicht vor allem vom Auftreten St. Paulis ab. Wenn es normal läuft, sie konzentriert dabei sind, muss St. Pauli das Spiel gewinnen. Allerdings spielt Koblenz momentan relativ effizient, wenn auch nicht wirklich elegant. Sie schaffen es, den Gegner einzuschläfern. Man darf sie nicht unterschätzen.

Koblenz hat unter Sander 17 Punkte aus 14 Spielen geholt, steht damit im Mittelfeld der Rückrundentabelle. Was macht er besser als Sie?

Die bittere Wahrheit ist, dass wir damals auf dem Relegationsplatz standen und jetzt auf einem Abstiegsrang. Ich will aber nicht nachtreten. Fakt ist, dass eine Mannschaft da ist, mit der man die Klasse halten kann. Dazu müsste man allerdings bei St. Pauli einen Punkt holen, doch daraus wird wahrscheinlich nichts.

Ist die Mannschaft St. Paulis aus Ihrer Sicht schon reif für die Erste Liga?

Ich denke, schon. Allerdings wird man sich noch verstärken müssen. Trainer Holger Stanislawski und Sportchef Helmut Schulte haben eine komplementäre Mannschaft zusammengestellt. Sie haben zwar wenig erstligaerfahrene Spieler drin, dafür eine hohe Teamfähigkeit. Mit mannschaftlicher Geschlossenheit kann man auch in der Ersten Liga einiges erreichen. Wie ich gehört habe, will man im Fall eines Aufstiegs noch drei oder vier neue Leute holen. Wenn die gut sind, kann das klappen.

Ist die Entwicklung St. Paulis zum Erstligaanwärter für Sie eine Überraschung?

Als sie Mathias Hain verpflichtet haben, wusste ich, dass für den Verein die Tendenz nach oben geht. Das ist ein Pusher, solche Leute braucht man in einer Mannschaft. Die sind Gold wert. Sie üben einen positiven Druck aus, reißen das Team mit.

Mit Hain im Tor schafften Sie 2004 als Trainer von Arminia Bielefeld den Aufstieg. Ein Triumph, den Ihnen drei Jahre zuvor St. Pauli streitig machte.

Stimmt. Wir führten mit Waldhof Mannheim am letzten Spieltag zu Hause klar gegen Mainz, als eine Viertelstunde vor Schluss die Durchsage kam, dass Nürnberg das 2:1 gegen St. Pauli geschossen habe. Das Stadion in Mannheim stand kopf - so lange, bis es hieß, dass das eine Fehlinformation war und Deniz Baris für St. Pauli getroffen hatte. Am Ende stieg St. Pauli auf, wir nicht. Das ist bis heute für mich ein Trauma.