Berlin. "Nie vergessen" steht in meterhohen Buchstaben auf dem Fangnetz vor der Tribüne der Union-Fans im Stadion an der alten Försterei. "Nie vergessen - eisern Union", lautet der Schlachtruf des Anhangs.

Komplett vergessen schien dagegen Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach seinen Gegenspieler Karim Benyamina in der 87. Minute zu haben. Während der Rechtsverteidiger gemeinsam mit Abwehrchef Fabio Morena eine Abseitsfalle aufstellte, sprintete der eingewechselte Stürmer nach einem langen Pass an Rothenbach vorbei auf das Tor zu, nahm den Ball an und traf zum Sieg. "Wer drei Minuten vor dem Ende auf Abseits spielt, dem ist nicht zu helfen", kritisierte Holger Stanislawski seine Abwehr, "das war frech und grob fahrlässig."

Vergessen konnte man auch die Schiedsrichterentscheidung in der 43. Minute: Rothenbach flankt von der rechten Außenbahn flach in den Berliner Strafraum, Unions Torhüter Glinker greift am Ball vorbei, prallt anschließend mit St. Paulis Stürmer Marius Ebbers zusammen, und Charles Takyi trifft zum 2:1 ins leere Tor. Ein Treffer, dem trotzdem die Anerkennung verwehrt blieb. Thorsten Kinhöfer entscheidet auf Foul an Glinker. "Das war kein Foul", war sich Helmut Schulte bereits unmittelbar nach dem Pfiff sicher - und sah sich nach Studium der TV-Bilder bestätigt. "Das ist natürlich ärgerlich", so der Sportchef, zumal wir das 2:1 aufgrund sehr schöner Konter zu dem Zeitpunkt verdient gehabt hätten." Ob die Partie beim Stand von 2:1 einen anderen Lauf genommen hätte? Die Diskussionen und Spekulationen erinnerten an den vergangenen Montag, als Augsburgs Michael Thurk beim Stand von 0:0 ein Treffer wegen Abseitsstellung fälschlicherweise aberkannt worden war. Nicht vergessen: Damals profitierte St. Pauli, gewann 3:0.

Ein kurzer Blick zurück, Stanislawski, Schulte und Co. schauen nach vorn. "Jetzt zählt nur Koblenz", sagt Morena. Berlin ist abgehakt, verarbeitet - und vergessen.