Die Spieler wollen den Kopf frei bekommen, das unnötige 1:2 bei Union Berlin abhaken und sich auf die nächste Partie konzentrieren.

Hamburg. Geschwitzt wurde bei St. Pauli gestern nicht. Weder der geschmolzene Vorsprung auf Verfolger FC Augsburg noch intensives Training sorgten für erhöhte Transpiration. Trainer Holger Stanislawski gab der Mannschaft frei. Dennoch könnte der "Blaue Montag" in dieser Trainingswoche eine entscheidende Rolle einnehmen. Die Spieler sollten den Kopf frei bekommen, das unnötige 1:2 bei Union Berlin abhaken und sich auf die nächste Partie konzentrieren. Der Ärger über die Pleite, das Fernduell mit Augsburg sowie das Durchrechnen der letzten drei Spieltage sollen ausgeblendet werden. "Jetzt zählt nur noch der Freitag", sagt Kapitän Fabio Morena. "Alle Aufmerksamkeit gilt Koblenz", ergänzt Florian Bruns.

Koblenz. TuS Koblenz, im Hinspiel von den Hamburgern mit 5:1 im eigenen Stadion gedemütigt. Vorletzter in der Auswärtstabelle und mit 29 Punkten und 51 Gegentoren auch Vorletzter im Gesamtranking. Ein Gegner wie gewünscht, um Stanislawskis Vorgabe ("Wir werden am Freitag vorlegen") umzusetzen. Doch der Schein trügt, die Tabelle lügt. Die Jahreswertung 2010 führt die Koblenzer mit 17 Punkten im Mittelfeld, fünf mehr als in der gesamten Hinrunde. Von den vergangenen sechs Partien ging nur eine verloren, beim jüngsten 2:2 gegen den Karlsruher SC vergab man das entscheidende 3:1 vom Elfmeterpunkt. Koblenz kommt formstark, verkleidet und getarnt als Tabellenvorletzter.

Überhaupt hat sich bei den Rheinländern seit dem 1:5 am 5. Dezember so ziemlich alles geändert. Trainer Uwe Rapolder wurde beurlaubt, Nachfolger Petrik Sander erhielt in der Winterpause fünf neue Spieler. "Das ist eine ganz andere Mannschaft", warnt auch Stanislawski, "da wurden qualitativ hochwertige Leute geholt." Für das Mittelfeld kamen die Bundesliga-erfahrenen Anel Dzaka (Kaiserslautern), Andreas Glockner (SC Freiburg) und Daniel Gunkel (Mainz 05). Den Angriff bilden mittlerweile Dzaka oder das zur Rückrunde von Schalke 04 ausgeliehene Sturmtalent Marvin Pourie (19) mit Neuzugang Edmond Kapllani.

Kapllani ist ebenfalls erst seit dem 18. Spieltag dabei. Pikant: Der Albaner, der fünf Jahre lang für Karlsruhe in der Bundesliga und Zweiten Liga Tore erzielte, ist vom FC Augsburg ausgeliehen. "Verdoppeln?", fragt der 27-Jährige auf seiner Homepage kapllani.de den Besucher, den er am Black-Jack-Tisch sitzend empfängt. Er selbst könnte dies am Freitag tun. Sein Ziel: mit Koblenz die Klasse halten, und in der kommenden Saison Bundesliga in Augsburg spielen. Bislang gelangen ihm in den 14 Spielen für Koblenz vier Treffer, der letzte gegen den KSC. Koblenz baut auf Kapllanis und den eigenen Trend. "Zwei der letzten drei Spiele müssen wir noch gewinnen, dann schauen wir mal, was geht", sagt Gunkel.

"Wir spielen nicht wie ein Absteiger", findet Sander. Ein Schluss, zu dem auch die Hamburger Spieler gekommen sein dürften, wenn sie ihre Freizeit gestern entsprechend genutzt haben. Und nicht ausgeschlossen, dass bereits erste Siege eingefahren wurden. Virtuell. Am Black-Jack-Tisch. Gegen Edmond Kapllani, den albanischen Augsburger im TuS-Trikot.