Marius Ebbers (FC St. Pauli) und Michael Thurk (Augsburg) im Doppelinterview über Erfahrung, die Bundesliga - und übereinander.

Hamburg. Der eine führt mit 22 Treffern die Torschützenliste an, der andere mit 15 Toren und neun Vorlagen die Scorerwertung. Michael Thurk und Marius Ebbers spielen in dieser Saison erfolgreicher denn je.

Abendblatt: Herr Ebbers, Herr Thurk, was sagen Ihnen die Zahlen 219, 84 und 221, 86?

Thurk: Wie war das? 221 und 86? Keine Ahnung.

Ebbers: Ich schätze, das sind unsere Spiele und Tore in der Zweiten Liga.

Richtig. Sie kämpfen gerade um den Titel "Bester aktiver Zweitliga-Torschütze". Was bedeutet Ihnen so ein Titel?

Thurk: Ich bin ein absoluter Mannschaftsspieler, ich will, dass wir erfolgreich sind. Solche Werte bedeuten mir wirklich nichts.

Ebbers: Mir geht's genauso. Das ist eine schöne Randerscheinung. Aber solange wir gewinnen, brauche ich keine Tore schießen. Montag (20.15 Uhr/Sport1 und im Liveticker auf abendblatt.de) treffen nicht nur die stärksten Offensivreihen, sondern auch die beiden erfolgreichsten Stürmer der Zweiten Liga aufeinander.

Was zeichnet Marius Ebbers aus und was Michael Thurk?

Thurk: Ebbe spielt schon seit Jahren stark, und das allein spricht für seine Qualität. Er ist nicht der reine Strafraumstürmer, ist offensiv häufig die erste Anspielstation. Er spielt mit viel Auge, hat die nötige Ruhe im Abschluss und bereitet viele Tore vor.

Ebbers: Michael macht fast jedes Spiel ein Tor. Und wie er sie macht, das ist schon abgezockt. Er war ja nie ein Schlechter, aber dieses Jahr muss man noch mal extra den Hut vor ihm ziehen.

Sie sind mit 32 und 33 Jahren sehr erfahrene Stürmer. Spielt das eine Rolle?

Thurk: Schon. Ich bin viel routinierter geworden, nehme mir nicht mehr so zu Herzen, wenn mir mal ein Ball verspringt oder ich eine große Chance versiebe. Heute siegt die Abgeklärtheit über den übersteigerten Ehrgeiz, weil ich weiß, dass ich neue Möglichkeiten bekomme.

Ebbers: Ich bin nicht sicher, ob Erfahrung eine Rolle spielt. Es gibt ja auch junge Spieler, die häufig treffen. Vielleicht kommt uns die Situation entgegen, weil wir mit der Anspannung besser umgehen können als ein 20-Jähriger.

Was unterscheidet Michael Thurk von Marius Ebbers?

Ebbers: Wir sind schon sehr unterschiedliche Spielertypen, spontan fällt mir aber nur die Körpergröße ein.

Thurk: Stimmt, Körpergröße kann man nicht lernen. Da hat Ebbe jedenfalls Vorteile, er ist viel robuster und dadurch natürlich kopfballstärker. Sie haben beide schon in der Bundesliga gespielt.

Was ist aus der Sicht eines Stürmers der größte Unterschied zur Zweiten Liga?

Ebbers: Die Spielgeschwindigkeit ist entscheidend höher. Man muss in der Lage sein, schneller zu handeln. Körperlich und konditionell gibt es keine Unterschiede, auch nicht vom Training her.

Thurk: Und in der Zweiten Liga bekommt man öfter mal einen auf die Knochen, während die Verteidiger in der Bundesliga ein besseres Stellungsspiel und ein gutes Auge mitbringen, sich spielerisch lösen können und abgeklärter sind. Da passieren einfach weniger Fehler, von denen wir Stürmer profitieren können.

Wie ist die Stimmung in Ihrer Mannschaft vor der Partie?

Thurk: Ich freue mich riesig auf das Spiel. Da wird eine tolle Stimmung sein, ganz Deutschland schaut zu. Eine tolle Bühne sich zu präsentieren. Und obwohl wir gegen Fürth nicht gewinnen konnten, sind wir guter Dinge. Dass wir so eine Saison spielen, konnte ja keiner erwarten. Und jetzt wollen wir auch das Unmögliche schaffen.

Ebbers: Dann geht es euch wie uns. Wir dürfen jetzt nicht durchdrehen und verkrampfen. Wenn wir unsere Leistung bringen, dann bin ich sicher, dass wir Augsburg schlagen.

Trauert St. Pauli der vergebenen Chance nach, sich nicht von Augsburg abgesetzt zu haben?

Ebbers: Wir wollten in Düsseldorf gewinnen, und die Chance war auch da. Sicher wäre es ein Vorteil gewesen, wenn Augsburg mit vier Punkten Rückstand nach Hamburg gekommen wäre, aber wir wollen am Montag eine kleine Vorentscheidung fällen.

Thurk: Wir werden es euch nicht leicht machen.

Worauf wird es ankommen?

Thurk: St. Pauli steht die ganze Saison oben, die haben viel Qualität. Ich denke, die Tagesform wird entscheiden.

Ebbers: Es wird sehr spannend. Aber wenn jeder hundert Prozent Leistung abruft, dann sind wir besser als Augsburg.