Nach der 0:3-Pleite in Kaiserslautern muss sich die Elf von Holger Stanislawski bereits am Wochenende gegen ein weiteres Topteam beweisen.

Kaiserslautern. Als Marco Kurz am späten Montagabend den FC St. Pauli und den 1. FC Kaiserslautern als gleichwertig bezeichnete, blickte der FCK-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spitzenspiel der beiden Klubs in ungläubige Gesichter. St. Pauli? Gleichwertig? Keine Stunde zuvor hatte der Tabellenerste aus dem Südwesten den Zweiten aus dem Norden dank einer taktisch ausgereiften und souveränen Vorstellung mit 3:0 abgefertigt. "Ein verdienter Sieg", befand auch Kurz. Mit "gleichwertig" hatte er gemeint, dass sich die beiden Klubs normalerweise auf Augenhöhe bewegen, sein Team einfach den besseren Tag erwischt hatte.

Was aus Pfälzer Sicht angesichts der Euphorie nach dem Erfolg, mit dem Kaiserslautern seine Tabellenführung wieder auf vier Punkte ausbaute, Erklärung genug gewesen sein mag, ließ mit Blick auf St. Pauli vor allem eine Frage offen: Stimmt Kurz' These überhaupt? Auch das Hinspiel hatten die Kiezkicker mit 1:2 verloren, nun sorgten Sidney Sam, Markus Steinhöfer und Srdjan Lakic mit ihren Toren für die auch in dieser Höhe gerecht ausgefallene erste Niederlage in der Rückrunde. Auf dem Betzenberg sind die Hamburger damit weiterhin sieglos. Null Punkte gegen das Topteam der Liga mögen für sich genommen nicht dramatisch sein, allerdings sieht die Saisonbilanz gegen die anderen direkten Konkurrenten im Aufstiegsrennen nicht viel besser aus (siehe links unten).

Beim derzeitigen Dritten Augsburg verlor das Team von Trainer Holger Stanislawski mit 2:3, beim Fünften Bielefeld mit 0:1. Nur gegen den Vierten Düsseldorf (2:1) und gegen den Sechsten Duisburg (2:2 und 2:0) hat St. Pauli eine positive Bilanz. "Natürlich sind wir trotz der Niederlagen auf Augenhöhe mit Teams wie Kaiserslautern", meint Stanislawski. "Sonst würden wir ja nicht auf Rang zwei stehen." Gegen Bielefeld sei man die klar bessere Mannschaft gewesen, gegen Augsburg musste St. Pauli nach einem Platzverweis gegen Florian Lechner weite Strecken der Partie in Unterzahl absolvieren, und im Hinspiel gegen Kaiserslautern habe man ebenfalls "30 ganz starke Minuten" gezeigt. Einzig das Spiel am Montag, das mit der höchsten Saisonniederlage endete, war auch für Stanislawski eine Enttäuschung auf ganzer Linie.

"Man muss jedes Spiel einzeln bewerten", fordert der Coach - zu Recht. Der Blick auf die Ausbeute gegen die Topteams beweist aber zumindest eines: Sein junges Team hat seine Reifeprüfung noch nicht bestanden. Anders als dem FCK fehlt es den Braun-Weißen noch an der nötigen Souveränität, was im Fritz-Walter-Stadion eklatant zu besichtigen war. Nicht nur Youngster wie Linksverteidiger Bastian Oczipka schienen mit der Situation überfordert, auch tragende Säulen wie Florian Bruns oder Matthias Lehmann wankten. Heraus kam eine Fehlpassquote von gefühlten 50 Prozent. "Wir haben die Bälle gewonnen und sie dann dem Gegner direkt wieder in die Füße gespielt", meinte Stanislawski. "Das ist nicht zu erklären und für unsere Art, Fußball zu spielen, natürlich eine Katastrophe."

Der Coach schöpfte aus seinen Beobachtungen aber auch Hoffnung: Viel schlechter könne das Passspiel ja nicht werden, erklärte der 40-Jährige. Den Beweis dafür kann das Team bereits am Sonntag erbringen, denn dann kommt es am Millerntor (13.30 Uhr) zum nächsten Härtetest gegen eines der Topteams der Liga: Arminia Bielefeld. "Wenn wir das gewinnen, stehen wir mit einem Schlag besser da als in der Hinrunde", rechnete Stanislawski vor. "Es ist außerdem nicht entscheidend, wer als Erster losrennt, sondern wer als Erster im Ziel ankommt." Dass St. Pauli noch einen weiten Weg zurückzulegen hat, sollte aber spätestens seit Montag jedem klar sein.